Samstag, 8. Oktober 2011

Von Gewitter und Festlichkeiten

Im Center gibt es 7 Roundavells (also Rundhütten), in denen Gäste übernachten können. Diese sind von innen echt total schön. Mit abgetrenntem Schlafbereich und einem Bad. Wir sollten auch erst in den Roundavells wohnen, aber jetzt hat sich das ja nochmal geändert. Schade eigentlich. Auf jeden Fall kommen wirklich immer mal wieder Gäste vorbei. Meistens Leute aus Pretoria oder Johannesburg. Das ist sehr praktisch, weil man dadurch gute Kontakte knüpfen kann. Außerdem merkt man den Unterschied zwischen Stadt- und Landmenschen extrem. Stadtmenschen können zum Beispiel deutlich besser Englisch. Das ist ab und zu mal ganz nett. Als die letzten Gäste hier waren haben wir unseren ersten Braai gemacht. Es gab eine spezielle Südafrikanische Grillwurst. Das war echt ganz lecker und eine gelungene Abwechslung zum sonstigen Essen.

Am Freitag waren alle sehr früh von der Arbeit zurück, da es der letzte Tag vor den Ferien (eine Woche) war. Wir haben eigentlich gar nichts besonderes gemacht, jeder hat chilläxxt (neue, sehr passende Wortschöpfung von Max). Am Abend sind wir noch schnell zum Shop gelaufen, um Bier (750ml Carlsberg für n Euro) zu kaufen. Im Laufe des Abends haben wir dann immer mal wieder ein Leuchten hinter den Bergen gesehen. Das war ein echtes Naturschauspiel! Da wir in einem Tal wohnen, sind wir von einer Bergkette umgeben. Ihr müsst euch das so vorstellen: es ist komplett dunkel und im Abstand von wenigen Sekunden leuchtet es hinter den Bergen, sodass man nur die Silhouette sehen kann. Das komische war, dass man zuerst überhaupt keinen Donner gehört hat, sondern nur das Leuchten gesehen hat. Innerhalb von etwa einer Stunde kam das Gewitter dann immer näher und näher und die Luft hat sich auch sehr schnell verändert. Erst kam der Wind, der einen kleinen Sandsturm ausgelöst hat. Dann der Regen und kurz später sogar richtige Hagelkörner. Ich hab selten ein so heftiges Gewitter so schnell kommen gesehen. Zum Glück war es nach ca. 30 Minuten auch schon wieder vorbei.
Das Zimmer von Vera und mir ist quasi nur ein Anbau, daher ist das Dach auch nur aus Wellblech. Ich hatte etwas Angst, dass es rein regnet, da ich wenige Tage vorher ein Loch im Dach provisorisch mit Panzertape geflickt habe... aber es hat gehalten =D. Es war nur unglaublich laut! Unser erstes Gewitter in Afrika. Ich denke das war eher ein harmloses, mal schauen ob das Dach beim nächsten auch hält.

Samstag war ein ruhiger, gemütlicher Tag. Aber es gab ein Highlight: Wir haben Pizza gemacht. Eine Lehrerin aus Veras und Max Schule hat uns die Tage Hefe und Mozarellascheiben mitgebracht. Tomatensoße, Mais und Ananas hatten wir noch vom letzten Einkauf da. Allerdings war das Ganze dann doch nicht so einfach, weil wir für 12 Leute Pizza machen sollten, es aber natürlich nur zwei Bleche gab. Außerdem ist der Ofen mindestens 20 Jahre alt, also ohne spezielle Einstellungen. Der wird einfach heiß. Fragt nicht wie, irgendwie haben wir es geschafft, dass am Ende alle Stücke halbwegs warm und vor allem lecker waren!

Am Sonntag waren wir auf einer Hochzeit eingeladen. Dafür mussten wir Mädels unbedingt ein Kleid oder einen Rock anziehen. Ist hier ganz wichtig, sobald es mit der Kirche zu tun hat. Das Taxi war für 10.00Uhr bestellt, die Feier ging aber schon um 9.00Uhr los. Im Endeffekt waren wir gegen 10.45Uhr am Ort des Geschehens. Die Feier fand in einem großen Zelt statt. Als wir ankamen saßen alle Leute schon in dem Zelt. Alle waren total glücklich, dass wir da waren und dankten Gott dafür. Uns wurden dann auch erst mal Stühle in die allererste Reihe gestellt! Eine alte Frau kam zu uns, schmiss sich vor uns auf den Boden und gab jedem die Hand. Das war etwas merkwürdig. Aber ansonsten war alles sehr festlich. Ich glaube es waren 6 oder 7 Pastoren im Zelt, die nacheinander einen Part übernahmen. Allerdings war alles sehr zwanglos. Zwischendurch stimmte immer wieder irgendjemand ein Lied an, in was alle Menschen einstimmten. Dabei standen alle auf und tanzten. Das mag ich an Afrika, alles ist so ungezwungen. Allerdings waren die Lobpreisungen auf Gott und das Wort der Bibel doch noch extrem konservativ. „Folgst du dem Wort der Bibel nicht, kommst du zu Satan und bist ein gebrochener Mensch!!“ und so was.
Wir haben erfahren, dass die Menschen hier nicht aus Liebe heiraten. Wenn ein Mann eine Frau toll findet, geht er zu seinem Pastor. Dieser wiederum geht zur Familie der Frau und diese kann dann entscheiden, ob sie den Mann heiraten will oder nicht. Wenn nicht, muss die Frau aber eine gute Begründung liefern. Und Sex vor der Ehe geht auch gar nicht. Ich denke die Einstellung haben aber nur noch die Menschen in ländlichen Regionen.
Nach dem offiziellen Teil gab es dann Essen. Übrigens ist hier jeder zur Hochzeit eingeladen. Wer kommen will kommt. Ich würde tippen, dass heute ungefähr 200 Leute da waren. Es gab zwei Möglichkeiten an Essen zu kommen: entweder man durfte von dem leckeren reichhaltigen Buffet im Zelt essen, oder man musste sich draußen in eine sehr lange Schlange stellen, um Pub (Maisbrei) und Chicken zu bekommen. Wir hatten die Ehre und durften von dem Essen im Zelt nehmen. So anders als unser tägliches Essen war das allerdings auch nicht. Reis, Pub, Kürbis, rote Beete, verschiedene Bohnensalate, Chicken und grüner Salat. Ist alles sehr lecker, aber wenn man das jeden Tag isst, wird’s irgendwann langweilig.
Nach dem Essen kamen auf einmal das Brautpaar mit den Brautjungfern und Männern aus dem Zelt getanzt. Das war ganz witzig. Die haben gesungen und getanzt und die Gäste standen am Rand und haben kräftig mitgesungen.
Gegen 13.30Uhr war das ganze Spektakel allerdings sehr schnell wieder vorbei und die Frauen haben angefangen ab zu schmücken. Obwohl noch alle Gäste da waren.

Wir wurden dann noch von einer Lehrerin aus der Grundschule zu sich nach Hause eingeladen. Sie wollte Vera unbedingt ein Chicken schenken. Man muss dazu sagen, dass Vera total Angst vor Vögeln und Hühnern hat! Sie war also nicht so begeistert. Die Lehrerin meinte daraufhin, dass sie das Huhn vorher schlachten will und wir können es dann abends grillen. Klasse. Im Haus der Lehrerin angekommen, wurde uns erst mal das 3 stündige Hochzeitsvideo von ihrem Sohn gezeigt. Das war eher langweilig und wir waren sehr froh, als nach ner guten Stunde endlich unser Taxi da war, um uns wieder nach Hause zu fahren. Bis jetzt haben wir noch kein Huhn bekommen, ich werde berichten.

Ach ja, ich hab meinen ersten Heiratsantrag bekommen. Den habe ich aber natürlich freundlich abgelehnt. War etwas zu alt der Gute... ;o)


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