Ich sag nur: Ich bin so froh, dass ich gesund und munter in Johannesburg angekommen bin!
Am 7.10.2011 um 7.30Uhr standen Hannes und ich gewaschen und gestriegelt an der Straße und warteten auf ein Taxi Richtung Ohrigstad. Nach ner guten halben Stunde kam dann auch endlich eins (zum Glück kannten wir den Taxifahrer schon) und brachte uns sicher zur Ohrigstad Police Station. Dort angekommen kauften wir erst mal Chips und Schoki, um die lange Fahrt nach Johannesburg zu überstehen.
Wir warteten weitere 45 Minuten auf unseren City to City Bus, mit dem wir zunächst nach Pretoria fahren wollten. Von dort aus sollten wir den Zug Richtung Johannesburg nehmen und an der Haltestelle Rosebank aussteigen. Dort würde uns Wendy, die Freundin von Mama Clara abholen. Soweit so gut. Der Bus war viel komfortabler als gedacht und überraschenderweise voll mit weißen, afrikaans-sprechenden Menschen. Die Fahrt nach Pretoria (für die die´s interessiert: wir sind von Ohrigstad, über Lydenburg, Belfast und Middleburg gefahren) dauerte mit Pausen ca. 6,5 Stunden und kostete nur ca. 16 Euro. Soweit so gut.
Im Bahnhof von Pretoria war es kein Problem ein Ticket in Richtung Joburg zu kaufen. Das kostete erstaunlicherweise auch nur 9 Rand (ca. 90ct). Schon da hätte uns auffallen können, dass es keine weiteren weißen Menschen im Bahnhof gab...
Glücklich über das günstige Ticket fanden wir schnell das richtige Bahngleis und stiegen in den Zug ein. Dort wunderten wir uns erst mal, dass die Türen während der Fahrt selbstverständlich offen blieben. Eigentlich super für Liebesfilme, da kann immer noch jemand rein oder raus springen! Die nächste Verwunderung kam, als alle 5 Sekunden jemand wahlweise mit Süßigkeiten, Eis, Bananen, Orangen, Tomaten, Zwiebeln, Sicherheitsschlössern, Federmäppchen, Spülschwämmen oder sonstigem Kram kam, den er für ein paar Rand verkaufen wollte. Nun gut. Auch da hätte und auffallen können, dass wir die einzigen weißen Menschen im ganzen Zug waren! Betont locker standen wir im immer voller und voller werdenden Zug und warteten auf unsere Haltestelle.
Wir sollten gegen 16.45Uhr in Rosebank ankommen. Um 16.50Uhr fragten wir dann mal unauffällig einen Herren, wann denn die Haltestelle Rosebank komme. Dieser konnte mit dem Namen leider nichts anfangen und fragte prompt weiter. Irgendwann wusste unser ganzes Abteil, wo wir hinwollten. Da war´s dann wohl mit dem unauffälligen Verhalten. Ergebnis war: Wir hatten zwar das richtige Ticket für diesen Zug, sitzen aber leider im Falschen Zug. Dieser fährt NICHT nach Rosebank. Wir saßen nämlich in der Metro (Bimmelbahn) und nicht im Gautrain, der uns direkt nach Rosebank gebracht hätte. Schade. Weiteres Problem: Wir hatten nur die Festnetznummer von Wendy, nicht ihre Handynummer! Großartig. Irgendwann ging zum Glück eine Freundin von Wendy ans Telefon und gab mir ihre Handynummer. Wendy war völlig fertig als ich ihr erzählt habe wo wir gerade sind. Sie meinte wir sollen sofort aussteigen und ein privates Taxi zu ihr nehmen. Das ging leider nicht, weil wir viel zu weit von Johannesburg weg waren. Nach einigem Hin und her (ich glaube mittlerweile wusste der ganze Zug wo wir hinwollten und das wir keine Ahnung hatten wo wir sind!!) beschlossen wir, dass wir wohl oder übel nach Johannesburg zur Parkstation (Hbf) fahren mussten und von dort ein Taxi zu ihr nehmen sollten. Sie meinte noch: „Passt auf euch auf. Nehmt kein Geld oder sonstiges aus eurer Tasche. Das ist der gefährlichste Ort von ganz Johannesburg! Sprecht mit keinem Menschen!! Fragt nicht nach dem Weg!!! Steigt einfach in ein privates Taxi und ruft mich an, dann sag ich dem Fahrer wo er hin muss.“ Ok, kein Problem. Bislang waren alle Menschen sehr freundlich. Dann kam das erste Township und der Zug hielt einige Minuten an. Da hatte ich zum ersten mal richtig Angst! Die Townships sehen wirklich aus wie auf den Fotos, ganz ganz schlimm. Ich hab nur noch gebetet, dass wir bald ankommen, denn in Südafrika wird es sehr früh dunkel. Und als hätte es nicht schlimmer kommen können: Es wurde sehr schnell dunkel!
Grandios, im Dunkeln, als Weiße in Johannesburg am Bahnhof und kein Plan wo man jetzt ein privates Taxi her kriegen soll. Wir waren wirklich (mir drei jungendlichen Punks und einem Metzger) die einzigen weißen Menschen im gesamten Bahnhof. Dem Taxischild folgend fanden wir erst mal nur einen riesigen Platz mit unseren gewohnten Sammeltaxis, in die wir aber auf gar keinen Fall einsteigen durften. Von allen Seiten kam nur: Wohin wollt ihr? Steigt ein, steigt ein. Einer meinte noch: „Don´t get lost.“
Uns blieb keine andere Wahl, wir mussten zurück in den Bahnhof und nach einem Taxi fragen. Zum Glück haben wir nettes Sicherheitspersonal gefunden. Eine Frau am Kiosk schickte uns dann noch um eine dunkle Ecke. Dort standen zwar viele Autos, aber kein Taxi mit Schild. Irgendwann haben wir doch eins gefunden, aber leider ohne Fahrer. Sofort kam ein anderer, der ein Taxi ohne Schild hatte. Zum Glück blieb Hannes standhaft und verneinte sein Angebot. Wir warteten lieber auf den Fahrer des offiziellen Taxis, der auch irgendwann kam. Nachdem wir mit Wendy telefoniert hatten, hätte er eigentlich wissen müssen wo er hinfahren musste. Wusste er aber nicht. Wir sind dann nochmal ca. 45 Minuten durch die Nacht von Joburg gefahren. Ich muss sagen, er war wirklich bemüht, wusste aber einfach nicht wohin. Nach unzähligen Telefonaten mit Wendy und ihrem Mann Buster, machten wir einen Treffpunkt aus. Buster und Wendy haben sich mittlerweile an die örtliche Polizei (SAPS, die werden bezahlt und bewachen dafür die Häuser und Straßen hier) gewendet, damit sie dem Fahrer auf Sepedi erklären konnten wo er hin muss. An einer Tankstelle haben wir sie dann endlich gefunden! Oh man...
Nun ja, wir waren insgesamt ca. 12 Stunden unterwegs. Das war ein Abenteuer, ich sag´s euch. Ich bin eigentlich nur fasziniert, dass mein ganzes Geld noch da ist =).
Wendy hat ein ganz tolles Haus und vor allem: eine warme Dusche! Heute Abend setzen wir uns einfach in ein Taxi, fahren zum Stadion und werden auch wieder abgeholt! Ich werde berichten. Jetzt freu ich mich erst mal auf Coldplay!
Fortsetzung:
Fortsetzung:
Am Nachmittag hat uns Wendy in eine Mall gefahren. Ein schickes Einkaufszentrum, in dem wir Geld wechseln und vor allem richtig einkaufen konnten. Ich meine damit einkaufen und nicht shoppen! Im Keller war nämlich ein Supermarkt, in dem wir Ketchup, Cockies, Wasser (in Flaschen!), Saft, Gewürze und sogar Nutella bekommen haben. Und noch was tolles: richtiges Brot! Danach sind wir mit Wendy und Anni (eine Freundin, aus England, die grade zu Besuch ist) noch essen gegangen.
Über Johannesburg an sich ist zu sagen: Wenn man weiß wo die schönen Ecken sind, sieht man von der Kriminalität so gut wie gar nichts. Die Teile die ich gesehen habe waren entweder nur mit weißen Menschen (Konzert und Mall) oder nur mit farbigen (Parkstation!). Eine ganz schön krasse Trennung, die ich so nicht erwartet habe. Bin gespannt wie das in anderen afrikanischen Großstädten wie Pretoria oder Pietersburg ist. Ich denke Kapstadt ist da eine echte Ausnahme.
Am Abend wurden wir dann von einem privaten Taxi abgeholt und zum Konzert gebracht. Vor dem FNB Stadion war richtig was los. Fressbuden und laute Musik.
Wir waren ca. eine Stunde früher da und konnten uns daher richtig gute Plätze sichern. Die Vorband hieß „The Parlettons“. Jeder Mensch in diesem Stadion (außer Hannes und mir) konnte jedes Lied dieser südafrikanischen Band mitsingen. Übrigens waren von 60.000 Menschen nur gefühlte 10 Personen farbig, was wirklich erschreckend war, immerhin war das Ganze in Johannesburg! Das komplette Personal war allerdings farbig... Das Konzert war super! Und die Stimmung im Stadion auch. Hannes war etwas erstaunt, dass das Bier nur 15 Rand (1,50Euro) gekostet hat. Das mussten wir natürlich ausnutzen. Gegen 24.00Uhr hat uns unser Taxi dann wieder eingesammelt und sicher nach Hause gebracht.
Wendy und Anni haben Hannes und mich am Sonntag dann mit dem Auto wieder nach Kgautswane gefahren. An diesem Abend hatten wir noch eine Diskussion, in der mir einige Punkte nochmal klar wurden. Eine unserer Aufgaben ist es ja Leute ins Center zu holen. Wendy hat uns nochmal darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig wir für die Region sind. Wir können die fitten Kinder und Jugendlichen mit Angeboten motivieren ins Center zu kommen und somit ihrer vielen Freizeit einen Sinn geben. Bis jetzt machen sie nämlich nicht besonders viel und sind eher perspektivlos. Das einzige was sie sicher wissen ist, dass sie aus Kgautswane raus wollen! Wenn wir diese Kids nun motivieren und fördern können, wäre das vielleicht ein Schritt in die Zukunft.
Wir haben uns also vorgenommen Sportangebote zu schaffen wie Fußball, andere Ballspiele oder eine Tanzgruppe (die übernehme ich =). Ich hab mich bei den Mädels beim Netball spielen (das ist hier ein typisches Ballspiel, ähnlich wie Basketball) schon mal umgehört und die sind ganz heiß auf tanzen. Außerdem wollen wir einen Computerkurs und einen Deutschkurs initialisieren.
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