Donnerstag, 29. September 2011

News aus Kgautswane (Rietfontein)

Das wichtigste zuerst: Ich habe einen neuen Namen: „Mokgetwa“. Jeder bekommt im Laufe der Zeit einen Sepedi-Namen. Mokgetwa bedeutet so viel wie „the chosen“, also die Auserwählte. Die Leute hier finden den Namen alle total toll und nennen mich alle so.

Arbeit:
Ich glaube Amelie und ich haben es noch am Besten getroffen in der Secondary School. Bei uns verstehen zumindest alle irgendwie Englisch und man kann sich mit den Lehrern und Schülern unterhalten. In den beiden Kindergärten sprechen die Kinder alle nur Sepedi und werden teilweise geschlagen. Außerdem müssen sie überwiegend ruhig sitzen und dürfen nur wenig spielen. In der Grundschule hat eine Klasse 70 Kinder! Und auch die werden geschlagen, wenn sie nicht gehorchen. Und da soll man dann unterrichten...

Das größte Problem in unserer Secondary School ist im Moment, dass die Lehrer lieber im Lehrerzimmer sitzen, als in den Unterricht zu gehen, weil sie ja sooo viel zu tun haben.   Noten eintragen zum Beispiel. Amelie und ich waren in den letzten Tagen die einzigen, die ein Klassenzimmer von innen gesehen haben. Tja und die Schüler müssen sich den ganzen Tag irgendwie selbst beschäftigen. Und dann wundern sich alle warum sie mit ihrem Unterricht nicht voran kommen und alle Schüler so schlecht sind. Hoffentlich ist das grad nur in der Phase der Notengebung so. Die sehen uns da wirklich schon als richtige Lehrer an. Also Leute warum eigentlich studieren? Kann man doch alles so, wenn man das mal irgendwann in der Schule gelernt hat. =D
Zwei der Lehrer wollten unbedingt einen deutschen Namen haben, weil wir uns ihre richtigen Namen eh nicht merken können. Also heißt der eine ab jetzt Hans und der andere Josef, kurz Sepp. Das passt irgendwie zu denen und sie hören auch immer wenn wir sie so rufen =D.

Freizeit:
Um 14.30Uhr ist für uns die Schule aus und wir können nach Hause gehen. Die Schüler müssen aber montags, dienstags und donnerstags noch zur study-time da bleiben. Manche singen dann im Chor oder lesen noch etwas. Bis 16.00Uhr.
Wieder zu Hause angekommen wird bald der Tisch gedeckt, um Mittag zu Essen. Richtig nervig ist, dass wir immer das ganze Geschirr von allen anwesenden Leuten (also zum Beispiel von Gästen) abwaschen müssen. Das ist echt Arbeit und dann ist es auch meistens schon wieder 17Uhr- 17.30Uhr. Und gegen 19Uhr wird der Tisch wieder gedeckt, um Abendbrot zu essen... In der Zwischenzeit spielen wir oft Wizard oder irgendwas anderes. Nach dem Abendbrot können wir dann nochmal schnell ins Internet oder Baden/Duschen. Das Wasser dafür wird auf einem Gasherd erhitzt, weil wir kein warmes Wasser haben. Im Moment haben wir noch nicht mal kaltes fließendes Wasser weil irgendwas kaputt ist. Ich sag euch, es ist ganz schön schwierig ohne Wasserspülung auf´s Klo zu gehen, etc. Man muss immer Wasser von draußen aus einer Tonne holen. Naja, immerhin gibt es überhaupt Wasser =).
Und dann ist der Tag auch schon wieder rum. Da es gegen 18Uhr schon dunkel wird sind alle sehr früh müde und gehen schon gegen 21.30Uhr ins Bett.

Wochenende:
Da wir am Wochenende nichts besonderes geplant haben, beschlossen wir den Samstag als Waschtag zu nutzen. Wasser erhitzen und mit den Klamotten in die erste Badewanne schmeißen. Nach 30 Minuten durch waschen, danach in die zweite Badewanne mit kaltem Wasser schmeißen und irgendwie versuchen das Waschmittel raus zu bekommen. Das war gar nicht so einfach. Mama Clara hatte sogar eine Waschmaschine gekauft, als sie von Connie gehört hat, dass wir in Deutschland alle Waschmaschinen haben. Diese war Samstag allerdings noch nicht angeschlossen. Mittlerweile funktioniert die auch mit ein bisschen Improvisation. Leider spült die auch nur mit kaltem Wasser, sodass die Anziehsachen nie ganz sauber werden. Aber zumindest wird der ganze Staub raus gewaschen.
Am Wochenende waren ca. 200 Kinder hier, um etwas über die Kirche und ihren Glauben zu lernen. Leider waren sie fast die ganzen zwei Tage nur in der großen Halle und haben Dauergottesdienst gehalten. Da auch einige Pfarrer hier im Center waren, haben wir am Abend eine Andacht gehalten. Ein paar einheimische Mädels sind auch mit gekommen und haben uns zwei Lieder beigebracht, die wir zusammen gesungen haben. Das war echt ganz cool.
Am nächsten Tag wollten drei von uns unbedingt in den Bergen wandern gehen. Sie waren ca. 6 Stunden unterwegs! Wir anderen haben nach dem Frühstück Karten gespielt. Dabei haben sich einige ältere Damen neben uns eingefunden und angefangen zu singen und zu tanzen. Englische Lieder, so gospelmaessig und eins in Sepedi. Das fand ich echt schön und hab einfach mit gesungen. Nach ein paar Minuten hieß es dann: Los wir gehen jetzt rüber in die große Halle und singen für die Kinder! Dafür mussten Frederike und ich extra Röcke anziehen. Die Kids haben uns ganz verwundert angeschaut. Sie haben wohl nicht damit gerechnet, dass wir auch singenund tanzen können.
Ich find´s so toll, wie einfach jemand anfängt zu singen und die anderen stimmen dann mit ein.
Der Rest des Tages verlief ganz ruhig.

Wir haben entdeckt, dass Facebook am Tag gesperrt ist, weil hier im Center Schulcomputer stehen. Aber abends und am Wochenende ist das freigeschaltet. Wenn also jemand mit mir schreiben will geht das nur so ab 20Uhr.

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