Sonntag, 16. Oktober 2011

Ein bisschen Alltag

Essen:
Hier in Afrika wird das Brot nicht etwa im Ofen gebacken. Nein es wird gekocht und heisst dann logischerweise Kochbrot. Dazu wird der Teig in eine leere Toastplastiktüte gepackt und für ca. 3 Stunden in einen Topf mit kochendem Wasser gelegt. Das was dann da raus kommt ähnelt Stuten (also Weißbrot), allerdings ohne Zucker. Ich find´s eigentlich ganz lecker und es ist definitiv eine gelungene Abwechslung zum üblichen Toast, den wir sonst jeden Morgen essen.

Da es fast nur noch Pub (Maisbrei) mit Soße gab und dazu Kürbis in allen Variationen, den aber irgendwie nur ich gerne mag, haben wir das Gespräch mit Mama Clara gesucht. Wenn es Kartoffeln oder Reis dazu gab, hat es nie gereicht für sieben oder mehr Personen. Zwei von uns haben sich sogar über Tage nur von Toast mit Ketchup ernährt, was natürlich auch nicht gerade gesund ist. Als Hannes und ich letzte Woche dann wieder aus Joburg zurück kamen, gab es eine Art Roundtable mit Clara, Connie und Wendy. Zum Glück hatten die anderen das Thema Essen schon angesprochen. Seit dem gibt es immer genug Reis, Kartoffeln oder sogar Nudeln, die aber leider immer extrem verkocht sind. Den Pub rührt von uns nur selten jemand an. Auf die Dauer ist das Zeug auch wirklich nicht gerade lecker, da wir das in unseren Arbeitsstellen auch fast täglich bekommen. Ich bin immer froh, wenn es Gemüse gibt, wie Kürbis, Möhren (die machen die mit Zucker, echt lecker) oider so ein grünes Gemisch aus Bohnen, Erbsen und Kartoffelpüree. Manchmal gibt es auch Kohl oder Rote Beete. Wir haben schon festgestellt, dass die Leute hier so an Pub gewöhnt sind, dass sie das lieber essen, als alles andere. Oder sie essen eher zum satt werden und legen wenig Wert auf den Geschmack.
Ich dachte immer, dass es in Afrika eine Menge Gewürze gibt. Zumindest hier in Kgautswane hab ich davon noch nicht viel gemerkt (außer die Knorr-Tüten für die Soßen...). Trotzdem finde ich das Essen meistens lecker. Man kann halt nicht von so einer Vielfalt ausgehen wie es sie bei uns in Deutschland gibt.

In der Schule gibt es noch weniger Abwechslung: Mo, Mi und Fr = Pub, Di= Stanza (das ist ähnlich wie sehr grober Milchreis mit Bohnen) und Do= Reis. Dazu immer eine undefinierbare Soße aus Fleisch. Einmal in der Woche ist die Soße aus Fisch, oder besser gesagt aus Fischresten mit Gerippe und... Dazu können sich die Schüler verschiedene Leckereien kaufen. Eine Delikatesse hier sind gekochte Hühnerbeine (mit Zehennägeln dran!). Alle freuen sich immer, wenn es diese gibt, ich hab mich bis jetzt aber noch nicht überwinden können die zu probieren.
Amelie und ich bleiben dann doch lieber bei den Fatballs, die ihren Namen zurecht tragen. Das sind Teigbällchen, ein bisschen wie Berliner ohne Füllung. Die Leute hier essen die immer mit den besagten Soßen und schauen uns entgeistert an, wenn wir Zucker drüber kippen. Ein Fatball kostet 50ct (= 5 Eurocent), aber mehr als 3 kann man davon auch nicht essen. Ich freu mich in der Schule immer auf die einzige Pause (von 11.30-12.15Uhr), dann kaufen wir uns unsere Fatballs und setzen uns gemütlich unter einen schönen Baum. Von diesem Platz hat man übrigens eine tolle Aussicht auf Kgautswane, da sich unsere Schule auf einem Berg befindet.



Schulalltag:
Morgens um 7.15Uhr werden wir von einem Lehrer unserer Schule mit dem Auto abgeholt. Um 7.45Uhr beginnt dann offiziell der Unterricht. Montags und freitags haben wir allerdings in der ersten Stunde einen Morgenappell. Alle Schüler und Lehrer versammeln sich dazu in Reih und Glied auf dem Schulhof . Es beginnt immer mit einem Lied, was eine Schülerin mit einer supertollen Stimme anstimmt und alle anderen stimmen ein. Danach folgt eine Ansprache auf Sepedi, noch ein Lied und dann ein Gebet. Amelie und ich mussten auch schon mal beten, wir haben dann einfach das Vater unser auf deutsch gebetet, was alle ganz toll fanden. Nach dem Gebet redet der Principal (Schulleiter) nochmal zu den Schülern. Wenn diese Prozedur in der glühenden Sonne vorbei ist, sollte eigentlich der Unterricht starten. Meistens haben wir allerdings nochmal ein Meeting im Stuffroom, die dem irgendetwas diskutiert wird.

Ein großes Problem hier ist, dass die Lehrer sehr oft für sich entscheiden nicht in den Unterricht zu gehen. Wenn man sie darauf anspricht haben sie ja soooo viel zu tun oder sind einfach viel zu müde. Ich muss sagen, es gibt echt Lehrer hier die mehr Zeit im Stuffroom verbringen als im Klassenzimmer. Und dann schicken sie die Schüler noch hin und her um irgendetwas für sie zu machen. Wasser oder Essen holen. Den Teller  abspülen, oder sonst was. Freitags werden auch immer alle Autos gewaschen. Sehr kurios. Ich finde der Principal müsste da mehr durchgreifen, er ist sehr demokratisch mit den Lehrern, was diese offensichtlich ausnutzen. Ich frage mich auch manchmal warum ich eigentlich in der Schule bin. Es ist natürlich kein Problem, dass ich jetzt alle 9er in Englisch und Mathe habe. Aber ich finde es unmöglich, dass die entsprechenden Lehrer in dieser Zeit nur im Stuffroom sitzen und nichts tun. Und wenn man dann fragt, was man demnächst vorbereiten soll, oder Hilfe braucht sind alle furchtbar beschäftigt und haben keine Zeit. Komisch.Ich weiß im Moment auch noch nicht wie ich das ansprechen kann. Die Leute hier im Center wissen von dem Problem.
In den Klassen läuft es erstaunlich gut, auch wenn ich für Mathe natürlich immer einiges vorbereiten muss.



Vor ein paar Tagen kamen zwei Mädchen aus meiner 9 zu mir ins Center und sagten allen ernstes: „Mam Mogketwa, alle Kinder in der Schule mögen sie. Sie machen einen guten Unterricht und schlagen nie. Deshalb möchten wir gerne ihre Schuhe waschen!“ Ich war natürlich ein bisschen irritiert und hab noch zwei mal nachgefragt, ob sie das wirklich machen wollen. Tja, sie haben dann tatsächlich meine Schuhe gewaschen, die wirklich dreckig waren. Connie hat mir später gesagt, dass das üblich ist hier und das es sehr unhöflich gewesen wäre das Angebot abzulehnen. Meine Schuhe sehen jetzt aus wie neu. =D

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen