Montag, 31. Oktober 2011

Abschlussprüfungen, Workshop und Besuch aus Deutschland

Schule:

Wenn man in Deutschland auf seinen Stundenplan schaut, kann man ziemlich sicher sein, dass man auch die entsprechenden Fächer hat. Hier bei uns gibt es zwar auch einen Stundenplan, nur hält sich leider kein Mensch daran. Zur Zeit ist eh alles anders, da die Schüler Examination (also Abschlussprüfungen) schreiben. Hier schreibt jede Klasse (von der 8. bis zur 12.) Abschlussprüfungen in jedem Fach! In Mathe sogar zwei und in Englisch drei! Das Ganze zieht sich über einen ganzen Monat. Die 10er, 11er und 12er haben daher das Vergnügen fast täglich eine Klausur zu schreiben. Ganz schön hart wie ich finde. Das einzige was ich daran nicht verstehe ist, warum die 8er und 9er (die erst in drei Wochen mit ihren Prüfungen anfangen) nicht mehr unterrichtet werden. Sie müssen kommen und sich selbst beschäftigen, manchmal bekommen sie Aufgaben von den Lehrern. Natürlich sind aber nicht alle Lehrer in die Prüfungen eingebunden, könnten also theoretisch auch in die Klassen gehen, die keine Prüfungen haben. Als ich danach gefragt habe, bekam ich die Antwort: „Ja, dann müssten wir ja mit dem Stoff vom nächsten Schuljahr anfangen!“ Meiner Meinung nach haben sie den Stoff von diesem Schuljahr noch nicht durch und eine Wiederholung würde auch keinem Schüler schaden. Das ist das was ich momentan tun kann, wenn ich nichts zu tun habe: Ich gehe in eine Klasse und wiederhole einfach alles. Gestern hab ich allen drei 9ern gesagt, wer Mathe ernsthaft wiederholen will kann gerne in die Klasse kommen, der Rest bleibt bitte draußen. Meine Klasse war komplett voll =) und sie waren wirklich bei der Sache. Das war ein kleines Erfolgserlebnis.
Das große Problem der Schüler ist, dass sie zwar recht gut Englisch sprechen können und auch wirklich einen reichhaltigen Wortschatz haben, aber sie können nicht gut lesen. Die Arbeitsbücher die sie haben nutzen sie nie, denn die Lehrer machen eher Frontalunterricht und sind davon überzeugt, dass die Schüler alles können müssen, wenn sie ein Thema ein mal ansprechen und ein Beispiel dazu geben. So läuft das natürlich nicht. Mittlerweile sind meine Schüler zum Glück schon soweit, dass sie Fragen stellen! Das war am Anfang undenkbar. Wenn man fragte, ob sie das verstanden haben kam immer nur „Yes, mam“.
Am meisten regt mich aber auf, dass die Lehrer die Schüler als faul und dumm beschimpfen. Das kann ich nun wirklich nicht bestätigen. Hier ist eher eine andere Gruppe faul und motivationslos...
Die Prüfungen an sich werden allerdings extrem ernst genommen. Es gibt sogar einen Plan, wann wer invidgilated (also Aufsicht führt). Dabei bin ich auch voll eingespannt. Das ist so ungefähr das Langweiligste was ich je gemacht habe. 2 oder 3 Stunden lang in einer  Klasse zu sitzen und Schüler dabei zu beobachten wie sie schreiben, ist ganz schön öde. Vor allem weil ich noch nicht mal was zu lesen mitnehmen darf. Meine einzige Abwechslung ist es, den Schülern ein neues Blatt zu geben, wenn sie ihre vier Seiten (gestempeltes Schulpapier) vollgeschrieben haben. Und das geht jetzt noch einen Monat so weiter. Wenn die Schüler fertig mit ihren Klausuren sind bleiben sie noch zum Essen und gehen dann nach Hause. An einem Tag sind einfach ALLE nach Hause gegangen, auch die 8er und 9er, die eigentlich bis 14.30Uhr da bleiben müssen. Der Principal (Schulleiter) war ganz schön sauer, wobei ich die Schüler völlig verstehen kann. Ich würde auch nicht von 7.30Uhr.14.30Uhr in der Schule hocken, wenn es keinen interessiert was ich mache!
Ansonsten wird sehr viel Fussball gespielt oder einfach gewartet bis die Zeit vergeht. Auf dem ersten Bild beachte man die Jungs im Hintergrund. Freitags werden naemlich die Autos von allen Lehrern gewaschen und poliert!


Ach ja und der Fussball! Faellt jemandem was auf? Richtig, die Fussbaelle hier werden aus Plastiktueten gemacht. Einfach so viele wie man hat zusammenbinden und los geht's. Funktioniert erstaunlich gut muss ich sagen!


Hier ein paar meiner 9. Klaessler beim Orangen essen, die es jeden Freitag gibt. Sehr sehr lecker!


Workshop:

Nachdem Amelie und ich Mama Clara erzählt haben, dass wir momentan in der Schule nicht viel zu tun habe durften wir mit Connie und Manuel zu einem Workshop nach Burgersfort fahren. Dieser ging schon zwei Tage über Service Delivery, also wie man in einem Center mit Gästen umgehen sollte und was guten Service ausmacht. Am letzten Tag durften wir also auch teilnehmen. Das Ganze fand in einem recht großen Lodge statt und wurde von einem jungen Professor geleitet. Dieser war sehr motiviert und hatte eine sehr sympathische Art Seminare zu leiten. Die anderen Teilnehmer arbeiten auch alle in verschiedenen Centern in Kgautswane. Der Leitsatz vom ganzen Workshop hieß: „Batho Pele!“ was soviel heißt wie „Menschen zuerst!“ oder im weitesten Sinne: „Der Kunde ist König“. Außerdem wurden die 5 nationalen Prioritäten angesprochen, die die südafrikanische Regierung in Zukunft verbessern will: Bildung, Gesundheit, Erschließung der ländlichen Gegenden, Arbeitsplätze schaffen und Bekämpfung der Kriminalität.
Der Workshoptag war wirklich eine schöne Abwechslung zum Schulalltag, vor allem, weil es Toiletten mit fließendem Wasser gab ;D
Auf dem Rückweg haben wir dann auch noch Halt in Burgersfort gemacht und konnten einkaufen gehen. Standartdinge die man einkauft sind: Saft, Wasser und Süßigkeiten!!

Besuch aus Deutschland:

Vor ein paar Tagen hat Mama Clara uns mitgeteilt, dass Herr Kühn und Frau Wojcik von Volunta uns besuchen kommen werden. Herr Kühn ist der Bereichsleiter von den Freiwilligendiensten International bei Volunta, also mein Chef. Wir haben ihn schon mal kurz bei unserem Vorbereitungsseminar kennengelernt und er machte einen sehr netten und kompetenten Eindruck.
Am Donnerstag sind sie dann tatsächlich gekommen. Die beiden waren auf Dienstreise in Afrika, weil Volunta zukünftig auch Freiwillige nach Botswana schicken wird. Nun wurden die zukünftigen Einsatzstellen begutachtet und letzte Vereinbarungen getroffen. Da hat es sich natürlich angeboten auch mal bei uns vorbei zu kommen und zu sehen was sich bisher hier in Kgautswane entwickelt hat.
Volunta hat im letzten Jahr bereits zwei (Versuchs-)Freiwillige nach Kgautswane geschickt. Diese hatten allerdings leider einige Probleme hier und konnten sich irgendwie nicht in die Community eingliedern sodass Ihr Freiwilligendienst, mit beidseitigem Einvernehmen, frühzeitig beendet wurde. Daher war es Herr Kühn sehr wichtig nochmal hierher zu kommen um zu sehen wie wir uns anstellen und was die Leute nun von uns denken. Die beiden haben uns am Freitag dann alle in unseren Einsatzstellen besucht und geschaut was wir machen. Dabei wurde auch gleich ein kleines Video von uns und unseren Einsatzstellen gedreht, was den zukünftigen Freiwilligen einen Eindruck von Afrika und den Aufgaben geben soll. Am Nachmittag hatten wir jeder ein Einzelgespräch, um einerseits die Einsatzstellenbeschreibungen anzupassen und andererseits über unser aktuelles Befinden zu sprechen. Das fand ich wirklich super.
Also wir haben alle ein riesengroßes Lob bekommen. Unsere Chefs hier in den Einsatzstellen sind so was von begeistert von uns und wollen im nächsten Jahr alle noch mehr Freiwillige. Unser Principal hat wohl erzählt, dass er eine gewisse Veränderung in der Motivation seiner Lehrer feststellen kann seit wir da sind. Und wir wären so eine große Hilfe für die Schule und die Schüler! Damit hätte er im Vorfeld niemals gerechnet. Auch Mama Clara hat nur Lob ausgesprochen. Das hat Herr Kühn natürlich äußerst stolz gemacht und uns auch.
Zum Essen hat er erst mal Massen an Bier und Wein ausgepackt =) Sehr gut, da die Leute hier in Bezug auf Alkohol sehr negativ eingestellt sind. Kann ich auch nachvollziehen, denn die Leute die Alkohol trinken, trinken ganz oder gar nicht. Bier ist nur zum besaufen da! Wenn man gefragt wird, ob man Bier mag wird man direkt ganz komisch angeschaut. Deshalb war es ganz gut, dass sie auch von unserem Chef gesehen haben, dass man durchaus auch mal so Bier und Wein trinken kann.



Zum besonderen Anlass haben wir abends einen Braai gemacht, also gegrillt. Dazu kam sogar auch noch unser Principal und eine Lehrerin unserer Schule. Die Borreworst ist echt zu empfehlen!
Der Besuch war sehr positiv und wieder mal eine schöne Abwechslung.

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