Hier in Afrika ist alles ein wenig anders als bei uns, das wisst ihr ja schon. Am Montag haben wir in der Schule erfahren, dass am Donnerstag kein Unterricht stattfindet, weil wir Farewell feiern. Das heißt wir feiern die Schüler aus Grade 12, die nächste Woche(!) ihre Abschlussprüfungen schreiben werden. Da die 12er auch alle schon ganz aufgeregt waren, konnte man die ganze Woche über gar keinen richtigen Unterricht mehr mit ihnen machen, obwohl sie es eigentlich bitter nötig hätten.
Am Dienstag im morgendlichen Lehrer-Meeting wurde dann beschlossen, wer ein Zelt besorgt, ich wiederhole für Donnerstag, wer sich um die Soundanlage kümmert, wer durch´s Programm führt und wer sich ums Essen kümmert. Hier reichen also offensichtlich zwei Tage, um ein Event für ca. 1000 erwartete Leute zu planen. Spannend. Amelie und ich wurden auch mit ins Programm eingebunden: Amelie sollte in der Küche helfen und ich bekam die Aufgabe eines Archers, also jemand der die Gäste begrüßt und zu den Sitzplätzen führt, wie ich später erfahren habe. So weit so gut.
Am Nachmittag haben wir dann Besuch im Center bekommen, vom Schulleiter. Dieser erzählte uns, dass ihr Gastredner am Donnerstag nicht kommen kann und deshalb eine wichtige Rede, die Motivationsrede für die 12. Klasse, fehle. Ihr könnt es euch sicher schon denken: Er hat uns gebeten die Rede zu übernehmen. Dafür würde er ca. eine halbe Stunde einplanen! Grandios, wir sollten also eine 30-minütige Rede schreiben, in einem Tag und diese dann vor 1000 Leuten vortragen - auf Englisch versteht sich!
Nach einigem hin-und her haben Amelie und ich beschlossen es zu versuchen. Ich hab mich einfach mal hingesetzt und angefangen etwas zu schreiben. Zum Glück klappt das immer recht gut.
Am Mittwoch hatten wir quasi auch keine Schule, da alle damit beschäftigt waren die Schule auf Hochglanz zu polieren. Es wurde gefegt was das Zeug hält, der Boden wurde extra poliert, und die Fenster wurden mit nassem Zeitungspapier geputzt, was erstaunlich gut funktionierte. Unsere Aufgabe war es dabei aufzupassen, dass die Schüler auch alles ordentlich putzten. Als wir dann auch mal die Fenster geputzt haben wurden wir nur komisch angesehen...Ein Highlight war, dass ich meine Kamera mit in der Schule hatte. Alle wollten Fotos von sich haben.
Ich hatte dann die Idee, ein kleines Interview mit einigen Schüler zu machen und sie mal zu fragen, warum sie eigentlich in die Schule gehen. Amelie und ich sind dann mit Zettel und Stift über den Schulhof gezogen und haben die Schüler interviewt. Wir haben sie außerdem gefragt was sie an ihrer Schule eigentlich mögen und was sie nach ihrem Abschluss mal gerne machen wollen. Die Antworten waren recht ähnlich: Sie gehen zur Schule, weil sie etwas lernen wollen, damit sie eine gute Zukunft haben können. Sie mögen an ihrer Schule, dass sie immer sauber ist und dass sie viel von ihren Lehrern lernen können. Berufswünsche gab es viele: Ingenieure, Piloten, Ärzte und Radiologen. Danach haben wir noch einige Lehrer gefragt, warum sie eigentlich Lehrer geworden sind. Das war echt interessant: die meisten erzählten ganz offen, dass es zu ihrer Zeit wenig Auswahl gab. Lehrer zu werden war sehr einfach und es gab Geld. Nicht viel, aber genug zum Leben. Allerdings haben sie in der Praxis Spaß an ihrem Beruf gefunden und lieben es nun mit den Schülern zu arbeiten. Ein junger Lehrer sagte uns, dass er gerne ein Vorbild für die Jugendlichen aus seinem Dorf und für seine Freunde werden wollte. Es wollte sie von Drogen und Zigaretten wegbringen, deshalb ist er Lehrer geworden.
Da hatten wir doch schon guten Stoff für unsere Rede beisammen =).
Amelie hat dann den zweiten Teil geschrieben. Mit einigen Ergänzungen haben wir am Ende eine recht passable Rede zustande gebracht. Schlüsselbegriffe (die hier nie fehlen dürfen): „Education is the key to success“, „with the help of God“ und „Yes you can do it“.
Heute morgen (Donnerstag) haben wir uns dann schick gemacht. In der Schule angekommen war noch nichts los, es war aber auch noch früh. Das Zelt wurde aufgebaut und die Küchenmädels (Küchendamen und ca. 10 Schülerinnen) waren schon fleißig am vorbereiten. Ein Klassenzimmer diente als Küche. Da wir nichts zu tun hatten, halfen wir natürlich auch erst mal in der Küche: Möhren und Tomaten schälen und raspeln. Außerdem wurden Kürbisse, Massen an Kohl, Gurken, Rindfleisch, Hühnchen, verschiedene Bohnen, Äpfel, Salat, allerhand Gewürze, Reis, Pap (Maismehl), Erbsen, Ananas, Paprika und auch die Innereien einer Kuh verarbeitet.
Um 9.00Uhr sollte die Farewell-Feier offiziell starten. Es stellte sich heraus, dass damit natürlich 9.00Uhr afrikanische Zeit gemeint war, denn es waren noch so gut wie keine Leute da. Gegen 11.00Uhr kamen dann nach und nach die Gäste und das Programm startete.
Zuerst wurden alle Anwesenden gebeten, vom Schulgelände zu gehen! Mit Gesang sind wir dann alle zusammen auf das Gelände gegangen und die Gäste haben ihre Plätze eingenommen. Da es mein Job war die Leute am Eingangstor zu empfangen und ihnen Programmblätter zu geben, durfte ich mit zwei weiteren Lehrern vor laufen und die Gäste quasi anführen.
Danach hatten die 12er ihren großen Auftritt. Angezogen wie amerikanische Ballköniginnen, kamen sie tänzelnd in das Zelt und wurden mit vielen Pfiffen freudig begrüßt. Leider waren gar nicht alle Schüler aus der 12. Klasse da. Ich hab einen Lehrer gefragt warum das so ist und er meinte, vielleicht haben nicht alle so viel Geld für ein schönes Outfit. Ganz schön bitter.
Dann haben die Reden begonnen, die zwei mal vom Schulchor unterbrochen wurden. Außerdem wurden immer wieder wichtige Gäste mit Namen vorgestellt. Übrigens waren auch Max, Vera und Manuel da, da alle Lehrer (und sonstige Personen aus Kgautswane) der umliegenden Schulen auch eingeladen waren. Wir wurden sogar alle auf die Bühne gebeten und mit Namen vorgestellt. Alle haben sich dann total gefreut, als wir sie mit „Dumela“ gegrüßt haben. =)
Irgendwann kamen wir zu Punkt 9: Vorstellung der Gastredner, oh mein Gott, das waren wir! Amelie und ich sind dann auf die Bühne gebeten worden und wurden vom stellvertretenden Schulleiter ausführlich vorgestellt. Er hat sogar Kamp-Lintfort richtig ausgesprochen =D. Dann kam unser Moment. Wir haben die Rede in zwei Teile aufgeteilt, ich hab angefangen. Lief auch super, bis das Mikro immer öfter ausgegangen ist. Hatte einen Wackelkontakt. Unsere Rede dauerte ungefähr 15 Minuten, es war definitiv die Längste, aber auch die Beste wie wir im nach hinein von vielen gesagt bekommen haben =D. Der Schulleiter hat uns sehr für unsere Kreativität gelobt.
Das Beste war eigentlich, dass Mama Clara und Hannes genau in dem Moment als wir mit unserer Rede angefangen haben gekommen sind. Mama Clara wollte eigentlich gar nicht kommen, aber heute hat sie doch beschlossen, dass sie unsere Rede hören möchte. Sie sind sogar vom Center bis in die Schule gelaufen. Auch sie hat uns danach sehr gelobt. Sie meinte wir hätten das exzellent gemacht! Das steigert das Selbstbewusstsein.
Der Rest der Feier hat sich sehr gezogen. Es wurden noch jede Menge Auszeichnungen verliehen, zum Beispiel für den besten Schulglocken-Läuter =DDD. Ok, die Schulglocke muss immer per Hand bedient werden, aber dafür eine Auszeichnung zu verleihen war schon merkwürdig. Die anderen Auszeichnungen haben Schüler bekommen, die in einem Fach besonders toll waren. Auf einmal kamen die Lehrerinnen zu mir und meinten Amelie und ich müssten gleich mit kommen und mit ihnen tanzen. Jeder, der eine Auszeichnung bekommen hat wurde immer von mindestens einer weiteren Person begleitet, manchmal laufend und manchmal tanzend. Eine Lehrerin bekam auch eine Auszeichnung für ihren tollen Unterricht sodass wir sie tanzend zur Bühne begleiteten. Das war lustig, weil natürlich alle Leute klatschten und schrien, als wir auch mit tanzten. Später musste ich sogar nochmal zur Bühne, weil ein Schüler nicht da war. Jemand musste ja seine Auszeichnung entgegen nehmen und dazu wurde ich auserkoren. Ich wurde aber freundlicherweise auch von zwei Lehrerinnen begleitet, natürlich tanzend =).
Kurz bevor alle Reden und Verleihungen zu Ende gingen durften wir sechs sogar schon vor allen anderen essen. Das war richtig lecker, auch wenn ich die Innereien freundlich ablehnen musste.
Gefühlte 120.000 Fotos später haben wir dann beschlossen uns auf den Heimweg zu machen. Glücklicherweise kam uns ein bekannter Arbeiter aus dem Center mit dem Auto entgegen, der uns mit nahm. War ein aufregender Tag heute. Morgen fahren wir nochmal nach Lydenburg zum einkaufen. Juhuuuu =)
Hulleeeee ;) Du bist für ein Jahr in Südafrika, ich dachte nur ein paar Monate ;) Dann sehen wir uns ja einfach mal 2 Jahre nicht ;) Naja, ich wünsch dir auf jeden Fall viel Spass, viele tolle Erfahrungen und viel Glück in Südafrika !! Liebe Grüße aus Neuseeland, wo wir jetzt übrigends auch Frühling bekommen ( obwohl's bei dir wohl bedeutend wärmer sein wird als bei mir ;) Mirko
AntwortenLöschenHallo liebste Hulle! Ich hoffe dir geht es gut in deiner jetzigen Heimat. Haben ja bisher eigentlich nur positives gehört! Wie schön, dass du es jetzt warm und kuschelig hast! Naja immerhin haben wir noch keinen Schnee und alle kommen gut zur Arbeit! Ich freumich auch schon riesig auf die Ferein und natürlich auf Weihnachten! Ich hoffe ihr feiert bei euch auch ein wenig! Es ist soo komisch, dass wir uns soo lange nicht sehen! Voll krass! Naja meld mich bei Zeiten mal wieder! Kann man eigentlich auch irgendwie mit dir telefonieren? Über Internet, oder so??
AntwortenLöschenLiebste Grüße Silja und Daniel