Donnerstag, 22. Dezember 2011

Roadtrip auf afrikanische Art

Mama Clara schenkt den Waisenkindern aus dem Dorf jedes Jahr zu Weihnachten neue  Kleidung. Doch dieses Jahr wollte sie ihnen eine andere Freude machen: ein Ausflug. Sie fragte uns daher, ob wir auch mit kommen wollten. Einige Tage im voraus suchten Fredsen und ich nach möglichen Zielen für den Ausflug. Außerdem sollten wir nach einer günstigen Unterkunft schauen. Das erwies sich allerdings als schwierig, da wir Richtung Hazyview fahren sollten und das auf der Panoramaroute liegt, also totale Touri-Preise. Der Plan war also folgender: Erst mal losfahren und wenn sich was ergibt, gegebenenfalls auch übernachten.
Am Dienstagmorgen ging der Wecker schon um 4.45Uhr, weil wir ja den Tag ausnutzen wollten. Die Abfahrt war für 5.30Uhr geplant, aber wir haben mal wieder nicht bedacht, dass es 5.30Uhr nach AFRIKANISCHER ZEIT war. Los ging´s dann irgendwann nach 7.00Uhr... Überraschenderweise kam auch noch eine Lehrerin aus Veras und Max Schule mit ihren drei Kindern mit.

Auf dem Weg nach Hazyview kamen wir an einigen touristischen Attraktionen vorbei: den Potholes, Three Rondavels, einem Haus das aussieht wie ein Schuh, etc. Und natürlich konnten wir die ganze Zeit über die schöne Landschaft der Panoramaroute genießen.


Der Chief auf seinem Thron.
Erster richtiger Stop war dann das Cultural Village Shangana. Dort bekamen wir eine Führung. Wir haben den Chief getroffen, der angeblich immer noch mit seinen drei Frauen traditionell in dem Dorf wohnt. Bevor man eintreten durfte, musste man niederknien und um Erlaubnis bitten. Das Dorf bestand nur aus wenigen Hütten und der Dorfmitte. Unser Guide hat und einige Dinge über die Tradition der Shanganen erzählt. Z.b. dass auch hier jede Frau eine eigene Hütte bekommt. Die erste Frau bekommt die größte rechts vom Haus des Chiefs, die zweite Frau eine etwas kleinere links vom Chief. Die wichtigste Hütte ist allerdings die, der Mutter des Chiefs. An ihrer Tür hängen Knochen und Überreste der Vorfahren. Wenn sie stirbt wird sie in ihrer Hütte begraben. Die erste Frau wird von den Eltern des Chief ausgewählt. Wenn diese Frau dann irgendwann merkt, dass sie Hilfe bei der täglichen Arbeit braucht, sucht sie eine zweite Frau für den Chief aus.


Medizinmann mit seinen Heilmitteln.

Danach ging´s weiter zum Medizinmann. Der lebt etwas abseits in einer eigenen Hütte. Uns wurde gesagt, dass Männer jeden Alters zum Medizinmann auserwählt werden können, also auch schon kleinere Kinder. Unser Medizinmann war auch noch recht jung. Er hat uns einige Heilmittel gezeigt. Naja, auch wenn sie behaupten das Dorf wäre echt, sah es sehr gestellt aus, aber was soll´s. War trotzdem spannend. Ansonsten konnten man viele schöne Kunstwerke und Souvenirs kaufen.

Ich finde ich mache mich ganz gut...








Viele schoene Sachen, aber wohin damit?


Die Frauen haben eine spezielle Technik,
um diese Bastmatten zu machen.

Der Mittelpunkt des Dorfes.
Ich fand die beiden verschlungenen Baeume toll.
Ein weisser und ein schwarzer Baum.























Der Plan war eigentlich zu einer Tieraufzuchtstation zu fahren, aber aus unbekannten Gründen wurde der Plan geändert. Wir haben kurz bei den Elefant Wisperern gehalten. Da allerdings ein mal Elefantenreiten 80 Euro kostete und eine Stunde Elefanten sauber machen und betatschen auch viel zu viel, sind wir weiter gefahren. Wir haben uns dann ein ruhiges Schattenplätzchen zum Mittagessen gesucht. Dort gab´s Chickenteile, Toast und ein gekochtes Ei für jeden.

Es war nun ca. 13.00Uhr und wir wussten nicht mehr wo wir als nächstes hin fahren sollten (super Planung sag ich nur). Da wir mit einem Taxi und Connies Auto unterwegs waren, beschloss Connie los zu fahren und nach einer Unterkunft zu suchen! Warum auch immer, denn es war ja noch früh! Wir anderen sind in der Zwischenzeit zu Indana Adventures gefahren, wo man echt coole Dinge tun kann wie: Rafting, Klettern, Quad fahren, Paintball, Bogenschießen, Seilbahn über eine Schlucht und und und. Natürlich nur mit ausreichend Geld. Für eine Stunde Reiten wollten die zum Beispiel 35 Euro pro Person haben. Gut, wir Freiwilligen hätten uns das vielleicht leisten können, aber eben nicht die Waisenkinder. Ich weiß nicht was sich Mama Clara dabei gedacht hat: dass wir Spaß haben und die anderen zuschauen müssen!? Natürlich haben wir dann nichts gemacht, sondern haben ca. eine Stunde auf Connie gewartet. Aber wir wollen da auf jeden Fall nochmal irgendwann hin um Rafting und Paintball zu machen. =D


Gruppenbild mit Ponthso.

Irgendwann hat sich Connie gemeldet. Sie hat eine Unterkunft für 7,60Euro gefunden. Das kam mir gleich komisch vor, da ich nichts unter 25Euro pro Person gefunden hatte. Wir sind dort hin gefahren und es hat sich rausgestellt, dass wir zwei Räume mit 11 Betten kriegen könnten. Okeee wir waren aber 21 Leute plus Baby??? Zum Glück war der Hausherr sehr freundlich und hat sich glaubig gefreut, seine drei Sätze Deutsch auspacken zu können. Deshalb haben wir im Endeffekt drei Zimmer für den gleichen Preis bekommen. Die Unterkunft war wirklich sehr gemütlich eingerichtet. Überall waren Mosaiksteine und kleine Kunstwerke.

Nachdem wir zumindest unsere Füße im kleinen Pool gekühlt hatten, sind wir nochmal los, um einkaufen zu gehen. In Hazyview gibt es eine coole Mall, dort waren wir schnell noch was essen. Abends gab es dann Borreworst und Steak mit Pub und Brot. Strikte Reihenfolge: Erst die Kinder, dann die Männer und nachdem die Frauen die Arbeit gemacht haben dürfen sie auch irgendwann essen...
Das Beste an der Unterkunft war mit Abstand die BADEWANNE. Ein Traum von einer Badewanne, die war fast so groß wie der Pool!

Am nächsten Morgen ging´s dann mal wieder mit Verspätung los. Wohin war ungewiss. Wir haben in Sabie gehalten, ebenfalls ein Touriort. Dort sind wir in ein Museum über Forrest Industrie gegangen. War nicht so spannend, hat aber auch nur 50 Cent Eintritt gekostet. Weiter ging´s. Auf dem Weg haben wir uns Litschies gekauft. Die Litschies hier sind echt superlecker! Früchte generell.
Nächster Stop: Waterfall. In Gebiet der Panoramaroute gibt es total viele Wasserfälle, aber wir waren beim größten. Ein echtes Naturschauspiel. Und drum herum kam man sich vor wie im tiefsten Urwald. Nach dem Mittagessen ging´s dann wieder Richtung Kgautswane, da alle recht geschafft waren. Einen kurzen Halt haben wir noch an einem zweiten Wasserfall und in Pilgrim´s Rest gemacht, ein altes Goldgräberstädtchen. Dort konnte man viele alte Dinge kaufen. Da es allerdings angefangen hat zu regnen, sind wir schnell weiter gefahren.


Zwischendurch war der Trip zwar recht frustrierend, da Afrikaner einfach so langsam sind, das sagt selbst Mama Clara. Zwischendurch hieß es immer mal wieder: Julia (oder wahlweise Vera, Max, Amelie, Hannes, Frederike) geh bitte zum Auto und hilf Connie, sonst wird das heute nichts mehr. Ich denke wir sind einfach ein anderes Tempo gewohnt.
Aber im Großen und Ganzen war es einfach mal schön etwas anderes zu sehen. Wir wohnen eigentlich wirklich in einer sehr schönen Gegend, in der man sich viel ansehen kann, aber ohne ein Auto ist das echt schwer.
Außerdem hab ich einen neuen kleinen Freund gefunden: Surprise. Echt niedlich, versteht nur leider wenig Englisch.


Gruppenbild =D

Sonntag, 18. Dezember 2011

Weihnachtsbäckerei

Kleine Party anlässlich Fredsens Geburtstag.

Weihnachtsbäckerei!!!

Viele, viele Plätzchen...

Ich muss sagen, man wird richtig kreativ wenn man nur zwei Förmchen zur Verfügung hat =)

Fredsen, Amsel, Manuel, Versen, Hanisi, Julsen, Mäx
Sieben auf einen Streich. Einige sind schon schön braun...andere nicht.
Einige Highlights der afrikanischen Weihnachtsbäckerei. =) Und die Plätzchen sind soooo lecker!!!

Sonntag, 11. Dezember 2011

Einblick in die Traditionen Teil 2

Heute möchte ich euch etwas über die Mountain- School, oder auch Initiation- School erzählen. Ich muss dazu sagen, dass es nicht so einfach war Informationen darüber zu bekommen, denn diejenigen die dort waren reden nicht besonders gerne und offen über die Dinge die dort geschehen und die anderen, die nicht da waren wissen offensichtlich nicht genau Bescheid.
Ich selbst bin auf das Thema gestoßen, da in meiner Schule rund die Hälfte der Mädchen eine Art Brandmal auf der rechten Wange haben, einen Kreis.

Jedes Jahr im Juni gehen Jungen und Mädchen zu dieser ominösen Schule. Familien können mittlerweile selbst entscheiden, ob das Kind dorthin gehen soll oder nicht, denn es ist eine traditionelle, spirituelle Sache. Die Jungen gehen dazu wirklich in die Berge und bleiben dort so weit ich weiß einige Wochen von allem anderen separiert. Die Mädchen werden in ein bestimmtes Haus gebracht. In den Bergen wird den Jungen dann beigebracht was es heißt ein richtiger Mann zu sein. Sie lernen alles über ihre Traditionen, also auch traditionelle Tänze, die uns auch schon zum Besten gegeben wurden. Dabei springen sie etwas wild durch die Gegend, und stampfen mit aller Kraft auf den Boden. Ganz wichtig sind dabei die Laute, die sie von sich geben. Diese spezielle Art von Tanz ist auch nur dem männlichen Geschlecht vorbehalten. Was sie dort sonst noch lernen bleibt ein Rätsel. Fest steht allerdings, dass sie währenddessen beschnitten werden. Die Menschen, die dort waren, sind auch der festen Überzeugung, dass man schlimme Krankheiten bekommt, wenn man als Mann nicht beschnitten ist.

Die Mädchen werden von alten Damen unterrichtet. Ihnen wird beigebracht wie man eine anständige Frau ist. Dass heißt, wie man eine Familie versorgt, richtig kocht und was es heißt Respekt zu haben (ich habe übrigens ein anderes Verständnis von Respekt wie die Leute hier. Denn hier heißt Respekt schlicht und einfach alles zu tun, was die alten Leute von einem Verlangen. Eine eigene Meinung wird meistens nicht akzeptiert. Und dabei ist es egal um was es geht. Wenn gesagt wird „Der Himmel ist grün“ dann ist der Himmel grün und es wird auch von keinem bestritten. Das ist für mich kein Respekt, sondern eher Untergebenheit...). Ansonsten lernen auch sie die Traditionen kennen, was auch immer das heißen mag.
Ich habe gehört, dass die Mädchen früher ca. mit 18 zur Initiation-School gegangen sind, heutzutage gehen sie teilweise schon mit 12-13 dort hin. Mir wurde gesagt, dass die Eltern damit Teenagerschwangerschaften vermeiden wollen, denn die Mädchen wären alle frühreif. Für mich kein Wunder, wenn sie mit 10-12 eigenständig für ihre kleinen Geschwister sorgen müssen, weil die Eltern entweder in einer anderen Stadt arbeiten oder schon frühzeitig gestorben sind. Viele Kinder wachsen hier bei ihren Großeltern auf.
Auf jeden Fall werden die Mädchen, die zur Initiation- School gehen gebrandmarkt. Heute habe ich erfahren, dass auch die Mädchen beschnitten werden und das finde ich wirklich schlimm. Ich weiß zwar nicht wie weit und unter welchen Umständen das genau passiert, aber fest steht, dass kein Mädchen dem das passiert ist darüber reden will oder kann.

Ich würde schätzen, dass rund die Hälfte meiner Schülerinnen gebrandmarkt ist. Dass heißt die anderen gehen entweder noch dort hin oder deren Familien haben sich dagegen entschieden. Ich kann noch nicht so recht einschätzen, ob es Auswirkungen für eine Familie hat, wenn die Töchter nicht dorthin gehen. Mama Clara und Konnie halten davon zumindest nichts.

Dienstag, 29. November 2011

Graduation, Muskelkater und Weihnachtsstimmung

So, zuerst möchte ich drauf hinweisen, dass jetzt ALLE Kommentare zu meinem Blog verfassen können. Auch die, die nicht bei googlemail sind (hoffe ich jedenfalls).

Die letzte Woche ging superschnell um, denn wir mussten nur von Montag bis Mittwoch arbeiten. In den drei Tagen haben wir in der Schule wie immer invigilated und jede Menge Klausuren korrigiert. Zwei rote Kullis sind schon leer! Noch ein Grund mehr, warum ich definitiv keine Lehrerin werde. Und das geht jetzt noch zwei Wochen so weiter. Ich dachte heute schon kurzzeitig, dass ich eine Sehnenscheidenentzuendung bekomme. Hoffentlich war das nur Einbildung.  Zwei Wochen NUR korrigieren, die Schüler kommen dann auch gar nicht mehr. Danach haben wir aber erst mal knapp 6 Wochen Ferien. In der Zeit sollen wir eigentlich im Center arbeiten, die Frage ist nur was.



Voll in action =)

Donnerstag mussten Amelie und ich nur zum invigilaten in die Schule kommen, weil Frederike in ihrer Creche (Kindergarten) Graduation hatte. Wir konnten danach also auch zur Feier wie die anderen, die gar nicht zur Arbeit mussten. Leider hat es die ganze Woche schon geregnet und auch am Donnerstag hatten wir Pech mit dem Wetter. Mit Regenschirmen bewaffnet standen die Leute neben dem kleinen Zelt, unter dem die Kinder präsentierten was sie in den letzten Jahren gelernt haben. Lieder, ein kleines Theaterstück und vor allem Tänze. Viele Tänze ^^. Die kleinen wurden natürlich richtig aufgebrezelt. Sie trugen tolle Kleider, Anzüge und die Mädels Perücken. Manche sahen aus wie kleine Models. Frederike durfte/musste auch einige Tänze mittanzen. Eigentlich ja kein Problem, aber wenn so ein Tanz ca. 15 Minuten dauert ist das schon mal recht anstrengend...



Das Abschlussfoto von Prince.
Es waren wie immer sehr viele Leute da, denn es gab Essen. Im Grunde läuft hier jede Feier gleich ab. Egal ob Hochzeit, Graduation oder Farewell: Feier soll um 9.00Uhr anfangen. Die ersten Gäste erscheinen gegen 11Uhr. Programmstart: Reden, Beiträge der beteiligten Personen (hier nun von den Kindern aus der Creche), noch mehr Reden. Programmende. ESSEN (sehr lecker, aber auch überall dasselbe: Salat mit Bohnen, Salat ohne Bohnen, Kürbis, rote Beete in verschiedenen Variationen, Reis, Hähnchen und ganz wichtig: Pub!). Danach gehen alle Gäste nach Hause. Ach ja es sind immer alle eingeladen und ich hab den Eindruck es wissen auch immer alle Bescheid, wo was gefeiert wird. Ganz lustig.

Freitag waren wir in Lydenburg zu unserem monatlichen Einkaufstrip. Die Zeit war wie immer viel zu kurz, aber für zwei mal Essen gehen (Pizza und KFC) und ein paar neue Klamotten hat´s gereicht. Außerdem haben wir ganz viel Essen gekauft, denn es steht bald ein Geburtstag an. Ach ja Weihnachtsdeko haben wir auch gekauft! Und einen Tannenbaum (zwar nur ein kleiner, aber mit Schmuck für nur 12Euro). Leider gibt es in Lydenburg keine normalen Postkarten. Ich weiß also noch nicht, ob das mit der Weihnachtspost klappt! Nicht traurig sein, ich bemühe mich zu schreiben sobald ich Karten hab.

Samstag waren wir eigentlich mal wieder zu einer Hochzeit eingeladen, aber irgendwie hatte keiner Lust hinzugehen. Wir waren ja gerade erst bei einer Feier gewesen. Deshalb haben wir einen recht entspannten Tag verbracht. Wir haben sogar alle zusammen Sport gemacht! Fussball und Basketball haben wir gespielt. Das war lustig, aber ich musste feststellen, dass ich sehr dringenden Trainingsbedarf hab. Ich hab sooo Muskelkater -.-, das ist nicht schön.

Heute am Sonntag war´s dann soweit: der 1.Advent! Wir haben erst mal ein riiiichtig leckeres Frühstück gemacht, mit Pfannekuchen, Sandwiches, Rührei mit Zwiebeln und Tomaten und weißem Toastbrot! Das war toll. Danach haben wir unseren Tannenbaum aufgestellt und geschmückt. Die tollen Mützen haben wir auch in Lydenburg gekauft! Die finden alle super hier. Ein bisschen dekoriert haben wir auch schon (Schneeflocken und Sterne gebastelt). Trotzdem kommt irgendwie keine richtige Weihnachtsstimmung auf. Es ist einfach nicht kalt genug! Auch wenn man doch manchmal einen Pulli vertragen kann. Bin mal sehr gespannt wie Weihnachten wird. Zumindest werden wir wichteln. Jeder hat einen Namen gezogen. Das Problem ist auch nicht was man schenken kann, sondern eher wann man es mal besorgen kann. Naja, mal sehen.

Ansonsten haben wir noch fleißig im Garten gearbeitet. Wir bauen gerade auch so eine schöne Mauer, wie sie viele hier haben. Die platten Steine findet man überall. Die sind super, nur leider verdammt schwer. Eine Schubkarre haben wir schon geschrottet, die war allerdings auch nicht mehr besonders stabil =). Jetzt wachsen auch endlich die Pflanzen. Bald können wir frisches GEMÜSE essen. Wie toll ist das denn bitte!?!

Bald haben wir Spinat, Bohnen, Moehren und hoffentlich auch Tomaten.


Freitag, 25. November 2011

Ein paar Fotos...

Hier nochmal fuer alle die keine Facebook-Anhaenger sind ;D


Der afrikanische Mond! Und nein, es sind keine Pyramiden, sorry! ;D


Total schoener Platz dort!

Jetzt ist auch endlich alles gruen hier! Als wir angekommen sind war alles braun und trist...

Die Kids fereuen sich immer, wenn jemand eine Kamera dabei hat.

Sonntag, 20. November 2011

Ein erster Einblick in die Traditionen

Eigentlich wollte ich mit dem Thema Traditionen noch etwas warten, aber es ist in der letzten Woche einfach nichts spannendes passiert.

Ich fang mal mit dem Chief an, denn den hab ich ja schon mal erwähnt.
Der Chief ist das traditionelle Oberhaupt in ländlichen Regionen. Jede Region hat einen eigenen Chief. Ihm über gestellt ist nur noch der King. Es gibt allerdings nicht nur einen King für Südafrika, sondern einen für jedes Distrikt. Kgautswane liegt zum Beispiel im Distrikt Sekhukune, dessen King ebenfalls Sekhukune heißt.
Jetzt wird’s etwas verzwickt: Der Chief kann so viele Frauen haben wie er will. Er muss nur für jede Frau ein Haus bauen. Gilt übrigens für alle Männer hier. Wenn also auf einem Grundstück zwei Häuser stehen, hat der Mann zwei Frauen. Und ein Haus ist meistens schöner als das andere ;o) Zurück zum Chief: mindestens eine Frau des Chiefs muss aus der Königsfamilie stammen, denn nur ihre Kinder haben das Recht später selber Chief zu werden! Der Chief kann Gericht einberufen und urteilen. Das heißt wenn sich zum Beispiel zwei Parteien um ein Stück Land streiten, wird der Chief eingeschaltet. Wenn zwei Menschen heiraten wollen, müssen sie dem Chief zuerst ein Rückenstück von einem Rind bringen, dann erst erlaubt er die Hochzeit. Unser Chief heißt momentan Alfred Kgoete.
Natürlich gibt es auch einen offiziellen, von der Regierung eingesetzten Bürgermeister, den Councillor. Dieser hat im Grunde dieselben Aufgaben wie der Chief, jedoch wird dem Councillor heutzutage noch nicht genug vertraut. Manchmal gibt es daher Auseinandersetzungen zwischen beiden Ämtern. In Kgautswane heißt der Councillor Steve Kgoete, na klingelt´s? Hier stammen beide aus der gleichen Familie...
Trotzdem gilt: mit dem Chief muss man sich gut stellen, sonst bekommt man Probleme.

Letzten Sonntag war ich mit Frederike und Amelie in der Kirche von Mama Clara, die Church of Jesus Christ. Wir waren gern gesehene Gäste und mussten mal wieder ein paar Worte über die Wichtigkeit von Bildung und Volunteering zum Besten geben. Der Ganze Gottesdienst wurde auf Sepedi gehalten, sodass wir leider wenig verstanden. Zum Glück war Ponzo mit, eine Cousine von Connie aus Joburg, die gerade zu Besuch ist. Sie hat mir immer mal wieder etwas übersetzt. Ein großer Unterschied zu unserer Kirche ist, dass zwei Pastoren sehr enthusiastisch gepredigt haben (über eine Stunde lang!). Es waren mindestens 6-7 Pastoren anwesend.
Die Frauen saßen auf der linken und die Männer schön separat auf der rechten Seite. In der Mitte durften die Kinder und jungen Erwachsenen sitzen. Zwischendurch hat immer irgendjemand ein Lied angestimmt. Dann stehen alle auf, tanzen und singen. Das ist echt toll!
Alles verlief halbwegs normal, bis wir zum beten kamen. Die Pastoren haben sich alle vorne versammelt. Alle die wollten, konnten dann vor kommen und sich segnen lassen, dachte ich. Ihnen wurden dann die Hände aufgelegt und die Pastoren fingen an auf sie ein zu schreien! So als wollten sie den Dämon austreiben. Etwas seltsam. Kurz danach wurde ein Gebet gesungen und auf einmal fing eine junge Frau hinter mir an zu schreien. Sie hat dabei irgendwie ganz komisch gezuckt und um sich geschlagen. Ich dachte im ersten Moment sie hätte einen epileptischen Anfall. Das haben die Leute aber anders gesehen. Sie sind zu ihr hin, haben sie auf den Boden gedrückt, bis die Pastoren da waren, die wiederum lauthals auf sie ein geschrien haben. Die anderen Leute haben zwar geguckt, schienen aber nicht besonders beunruhigt. Ponzo erklärte mir, dass der heilige Geist manchmal in die Körper fährt. Dies passiert aber nicht oft. So so. Die junge Frau wurde dann von anderen Älteren und den Pastoren raus getragen, ich hab sie seitdem auch nicht mehr gesehen.
Kurz danach, mal wieder beim Gebet, stand eine sehr alte Frau auf, ging zu einer anderen Frau und schrie wieder auf sie ein. Diese hatte nicht gezuckt oder ähnliches, aber die ältere Frau meinte wohl sie hätte eine negative Aura gespürt. Auch die zweite Frau wurde raus getragen. Ich hoffe die negative Aura ist mittlerweile verschwunden und hatte nichts mit uns zu tun.
Ok, ich habe so was schon mal im Internet gesehen, aber in Wirklichkeit ist das schon erschreckend und seltsam.
Clara erklärte später, dass es hier in Afrika „böse Kräuter“ gibt, die es in Europa glücklicherweise nicht gibt. Die Witchdoctors (also Medizinmänner und -frauen) sind bei manchen Leuten immer noch hoch angesehen. Wer weiß, was sie mit ihren bösen Kräutern für einen Einfluss haben.
Jedenfalls sollen wir eigentlich von keinem mehr Essen annehmen. Denn offensichtlich findet es nicht jeder toll, dass wir hier sind. Gut zu wissen.

Samstag, 12. November 2011

Kgautswane Community Development Center (KCDC)



Da sich beschwert wurde, dass ich noch nicht viel über das Community Center (also unsere Unterkunft) geschrieben habe, hole ich das jetzt mal nach.

Mama Clara hat uns zu Beginn mal erzählt wie das Center überhaupt gegründet wurde:
In der Zeit als Nelson Mandela aus dem Gefängnis kam und Präsident wurde, war den Leuten zunächst natürlich nicht bewusst, dass sie nun alle die gleichen Rechte hatten, egal ob schwarz oder weiß. Um 1990 beschloss Mama Clara daher, dass sich etwas in Kgautswane ändern müsse und begann mit vier Frauen Dinge in ihrem Haus herzustellen. Zuerst haben sie Kleidung und andere Sachen genäht. Mit der Zeit kamen immer mehr und mehr Frauen zu Clara und arbeiteten mit ihr zusammen. Mama Clara kam zu dem Entschluss, dass die Menschen in Kgautswane Bildung brauchen. Also nahm sie sich vor, eine Art Community Center zu gründen. Dort sollten ihre von Hand genähten Sachen verkauft werden und die Leute hätten gleichzeitig einen Treffpunkt (Kgautswane besteht aus 17 Dörfern, und das Center liegt relativ zentral). In Zusammenarbeit mit dem Chief fingen die Frauen 1992 an das Center zu bauen. Mama Clara ging sogar bis zur Regierung um Gelder für ihr Projekt und die Region zu bekommen. Nach vielen, vielen Hürden und Korruptionsversuchen von Seiten anderer war sie erfolgreich. Heute besteht das Community Center aus folgenden Bereichen:
Postbox, kleiner Shop, Sportangebote (Fußballplatz, Tennisplatz, Netballfeld und Basketballkörbe), Rondavells (wunderschöne Gästehäuser), Community Hall, Verkaufsraum und das Computercenter.

Das Eingangstor zum Center. Ist immer nur mit einem Draht "verschlossen". Das blaue Ding ist die Postbox, nur leider ist der Postbote seit einiger Zeit verstorben und es wurde noch kein neuer gefunden. Deshalb muessen wir die Post immer aus Ohrigstad holen. Links ist das Computercenter und hinten durch seht ihr unser Haus.

Hier seht ihr unser Haus und die Rundhuetten von hinten. Hier kommen wir immer rein, wenn wir von der Schule kommen.


Der kleine Weg, der zum Computercenter fuehrt.




Das Herzstueck des Centers. Die weisse Tuer fuehrt in den Computerraum. Links gegenueber ist die Verkaufshalle.
 
  
Hier seht ihr Mama Clara links im Bild, in der Mitte Ellah (Tochter von Claras Bruder) und rechts Connie (Claras Tochter). Sie sitzen in unserem "Wohn-Esszimmer" im Freien.


Es gibt noch sehr viel zu tun hier, vor allem in der Effizienz der Arbeit, zum Beispiel im Computercenter. Bis jetzt wird dieses noch von der Regierung finanziert, aber es soll sich zukünftig selbst tragen und das ist zur Zeit eher unrealistisch. Wir versuchen nun Kurse anzubieten um die Leute mit dem ganzen Thema vertraut zu machen. Genug Interessenten gibt es jedenfalls.

Man muss schon sagen, dass Mama Clara für die Region sehr viel geleistet hat, denn zu der Zeit war es, vor allem für Frauen, nicht einfach sich solch einen Respekt zu verschaffen. Und den hat sie in der Tat. Das merkt man, wenn Besucher aus Joburg oder Pretoria zu Besuch kommen. Sie hat viele Unterstützer aus den Städten und der Region.


So nun ein paar Bilder von unserem Bereich. Man muss sagen, dass wir es wirklich gut erwischt haben! Die anderen Haeuser in Kgautswane haben keine Wasserleitungen und nicht alle haben Strom. Das einzige was mich wirklich stoert ist das Dach in unserem Zimmer. Vera und ich schlafen in einem Anbau und haben deshalb nur ein Wellblechdach. Vielleicht koennt ihr euch vorstellen wie verdammt laut es ist, wenn es regnet und stuermt...an Schlaf ist da nicht zu denken.


Wenn man bei uns rein kommt ist direkt rechts das Bad, dann kommen unsere Zimmer. Veras und meins ist links hinten, gegenueber wohnen die Maedels. Vorne rechts die drei Jungs und links vorne ist unser Gemeinschaftszimmer.
 
Ein Teil unseres Badezimmers. Wir haben zwei Toiletten, zwei Badewannen und eine Dusche. Mit den Eimern holen wir Wasser aus den Tonnen draussen, weil wir ja immer noch kein fliessendes Wasser haben... 


Hier machen wir unser Wasser warm!


Der eine Teil von unserem Zimmer. Links ist unser "Kleiderschrank".

Der andere Teil von unserem Zimmer. Wir haben uns ein bisschen Stauraum verschafft.

Freitag, 4. November 2011

Das Labyrinth der Namen

Namen sind etwas sehr persönliches. Eltern überlegen sich (meistens) sehr gut wie sie ihr Kind nennen wollen, denn dieses wird seinen Namen das ganze Leben lang tragen. Häufig suchen sie deshalb einen Namen aus, der eine Bedeutung hat. Hier in Afrika haben die meisten Leute zwei Vornamen, einen Sepedinamen und einen englischen. Zum Beispiel heißt ein Junge Mpho, was so viel heißt wie Gift (Geschenk). Ein anderer Karabo- also Answer (Antwort), oder auch Dimakatšo- Surprise (Überraschung). Bei der Einschulung können die Eltern entscheiden, welchen der beiden Namen sie angeben, sepedi oder englisch. So kommt es, dass manche Schüler Goodness, Legend oder Given heißen und andere Filwe, Thebatso oder Koketšo. Bei Mädchensind Namen wie Kholofelo- Hope (Hoffnung), Kgahlego- Happiness (Glück) oder Mapule- Rain (Regen) beliebt. Ein Lehrer hat uns heute etwas über die Bedeutung der Namen erzählt. Wenn zum Beispiel jemand Tsietsi heißt, weiß man automatisch, dass dieses Kind in einer Zeit der Trauer geboren ist, denn der Name heißt Misery (Unglück). Vielleicht ist die Mutter bei der Geburt gestorben oder ein anderer naher Verwandter während der Schwangerschaft. Dabei ist es egal, ob das Kind ein Junge oder ein Mädchen ist.
Wenn eine Familie viele Jungen hat und plötzlich ein Mädchen geboren wird, heißt es wahrscheinlich Suela. Das kommt von „ela“ - werfen- Das Mädchen wurde quasi in eine Familie voller Jungen geworfen. Ein Junge kann natürlich ebenfalls Suela heißen.
Doch einige Schüler heißen auch einfach Lucas, Anna oder Christina (wir haben übrigens auch einen Adolf). Das hat mich natürlich gewundert. Nelson hat es uns dann so erklärt: In der Zeit der Apartheid konnten, beziehungsweise wollten die weißen Buren die afrikanischen Namen nicht aussprechen. Deshalb haben sie die Leute einfach mit christlichen Namen angesprochen und keiner durfte widersprechen. So wurde zum Beispiel jemand mit einem großen Kopf Jakob genannt (weil Kop auf Afrikaans Kopf heißt). Bei manchen ist das noch so drin, dass sie ihren Kindern auch heute noch christliche Namen geben.

Kommen wir nun zu den Nachnamen:
Wir haben nämlich heute Noten eingetragen und da ist mir mal wieder etwas aufgefallen. Die Nachnamen von 135 Schülern aus der 9. Klasse haben insgesamt nur 9 verschiedene Anfangsbuchstaben. Dabei dominiert M (mit 84) stark vor K (mit 18) und S (mit 15). Es gibt noch ein paar, die mit P beginnen. Und glaubt mir bei den ganzen Kgoedis, Kgoetes, Kgwedis und Kgwetes kann man schon mal durcheinander kommen. Genau wie bei den Magabes, Magabas, Mahlakes, Mahomanes, Makofanes,...
Der Chief von Kgautswane heißt Kgoete. Man kann sich also sicher sein, dass alle 8 Kgoetes aus der 9. Klasse zu der Familie des Chiefs gehören (von dem berichte ich ein anderes Mal, der ist so was wie ein traditionelles Oberhaupt der Region, also wichtig!).

Tja das ist schon ganz schön verwirrend mit den Namen, aber so langsam wird’s. Die guten SchülerInnen kann ich jetzt endlich mit Namen aufrufen, die anderen melden sich einfach zu selten. =)


Montag, 31. Oktober 2011

Abschlussprüfungen, Workshop und Besuch aus Deutschland

Schule:

Wenn man in Deutschland auf seinen Stundenplan schaut, kann man ziemlich sicher sein, dass man auch die entsprechenden Fächer hat. Hier bei uns gibt es zwar auch einen Stundenplan, nur hält sich leider kein Mensch daran. Zur Zeit ist eh alles anders, da die Schüler Examination (also Abschlussprüfungen) schreiben. Hier schreibt jede Klasse (von der 8. bis zur 12.) Abschlussprüfungen in jedem Fach! In Mathe sogar zwei und in Englisch drei! Das Ganze zieht sich über einen ganzen Monat. Die 10er, 11er und 12er haben daher das Vergnügen fast täglich eine Klausur zu schreiben. Ganz schön hart wie ich finde. Das einzige was ich daran nicht verstehe ist, warum die 8er und 9er (die erst in drei Wochen mit ihren Prüfungen anfangen) nicht mehr unterrichtet werden. Sie müssen kommen und sich selbst beschäftigen, manchmal bekommen sie Aufgaben von den Lehrern. Natürlich sind aber nicht alle Lehrer in die Prüfungen eingebunden, könnten also theoretisch auch in die Klassen gehen, die keine Prüfungen haben. Als ich danach gefragt habe, bekam ich die Antwort: „Ja, dann müssten wir ja mit dem Stoff vom nächsten Schuljahr anfangen!“ Meiner Meinung nach haben sie den Stoff von diesem Schuljahr noch nicht durch und eine Wiederholung würde auch keinem Schüler schaden. Das ist das was ich momentan tun kann, wenn ich nichts zu tun habe: Ich gehe in eine Klasse und wiederhole einfach alles. Gestern hab ich allen drei 9ern gesagt, wer Mathe ernsthaft wiederholen will kann gerne in die Klasse kommen, der Rest bleibt bitte draußen. Meine Klasse war komplett voll =) und sie waren wirklich bei der Sache. Das war ein kleines Erfolgserlebnis.
Das große Problem der Schüler ist, dass sie zwar recht gut Englisch sprechen können und auch wirklich einen reichhaltigen Wortschatz haben, aber sie können nicht gut lesen. Die Arbeitsbücher die sie haben nutzen sie nie, denn die Lehrer machen eher Frontalunterricht und sind davon überzeugt, dass die Schüler alles können müssen, wenn sie ein Thema ein mal ansprechen und ein Beispiel dazu geben. So läuft das natürlich nicht. Mittlerweile sind meine Schüler zum Glück schon soweit, dass sie Fragen stellen! Das war am Anfang undenkbar. Wenn man fragte, ob sie das verstanden haben kam immer nur „Yes, mam“.
Am meisten regt mich aber auf, dass die Lehrer die Schüler als faul und dumm beschimpfen. Das kann ich nun wirklich nicht bestätigen. Hier ist eher eine andere Gruppe faul und motivationslos...
Die Prüfungen an sich werden allerdings extrem ernst genommen. Es gibt sogar einen Plan, wann wer invidgilated (also Aufsicht führt). Dabei bin ich auch voll eingespannt. Das ist so ungefähr das Langweiligste was ich je gemacht habe. 2 oder 3 Stunden lang in einer  Klasse zu sitzen und Schüler dabei zu beobachten wie sie schreiben, ist ganz schön öde. Vor allem weil ich noch nicht mal was zu lesen mitnehmen darf. Meine einzige Abwechslung ist es, den Schülern ein neues Blatt zu geben, wenn sie ihre vier Seiten (gestempeltes Schulpapier) vollgeschrieben haben. Und das geht jetzt noch einen Monat so weiter. Wenn die Schüler fertig mit ihren Klausuren sind bleiben sie noch zum Essen und gehen dann nach Hause. An einem Tag sind einfach ALLE nach Hause gegangen, auch die 8er und 9er, die eigentlich bis 14.30Uhr da bleiben müssen. Der Principal (Schulleiter) war ganz schön sauer, wobei ich die Schüler völlig verstehen kann. Ich würde auch nicht von 7.30Uhr.14.30Uhr in der Schule hocken, wenn es keinen interessiert was ich mache!
Ansonsten wird sehr viel Fussball gespielt oder einfach gewartet bis die Zeit vergeht. Auf dem ersten Bild beachte man die Jungs im Hintergrund. Freitags werden naemlich die Autos von allen Lehrern gewaschen und poliert!


Ach ja und der Fussball! Faellt jemandem was auf? Richtig, die Fussbaelle hier werden aus Plastiktueten gemacht. Einfach so viele wie man hat zusammenbinden und los geht's. Funktioniert erstaunlich gut muss ich sagen!


Hier ein paar meiner 9. Klaessler beim Orangen essen, die es jeden Freitag gibt. Sehr sehr lecker!


Workshop:

Nachdem Amelie und ich Mama Clara erzählt haben, dass wir momentan in der Schule nicht viel zu tun habe durften wir mit Connie und Manuel zu einem Workshop nach Burgersfort fahren. Dieser ging schon zwei Tage über Service Delivery, also wie man in einem Center mit Gästen umgehen sollte und was guten Service ausmacht. Am letzten Tag durften wir also auch teilnehmen. Das Ganze fand in einem recht großen Lodge statt und wurde von einem jungen Professor geleitet. Dieser war sehr motiviert und hatte eine sehr sympathische Art Seminare zu leiten. Die anderen Teilnehmer arbeiten auch alle in verschiedenen Centern in Kgautswane. Der Leitsatz vom ganzen Workshop hieß: „Batho Pele!“ was soviel heißt wie „Menschen zuerst!“ oder im weitesten Sinne: „Der Kunde ist König“. Außerdem wurden die 5 nationalen Prioritäten angesprochen, die die südafrikanische Regierung in Zukunft verbessern will: Bildung, Gesundheit, Erschließung der ländlichen Gegenden, Arbeitsplätze schaffen und Bekämpfung der Kriminalität.
Der Workshoptag war wirklich eine schöne Abwechslung zum Schulalltag, vor allem, weil es Toiletten mit fließendem Wasser gab ;D
Auf dem Rückweg haben wir dann auch noch Halt in Burgersfort gemacht und konnten einkaufen gehen. Standartdinge die man einkauft sind: Saft, Wasser und Süßigkeiten!!

Besuch aus Deutschland:

Vor ein paar Tagen hat Mama Clara uns mitgeteilt, dass Herr Kühn und Frau Wojcik von Volunta uns besuchen kommen werden. Herr Kühn ist der Bereichsleiter von den Freiwilligendiensten International bei Volunta, also mein Chef. Wir haben ihn schon mal kurz bei unserem Vorbereitungsseminar kennengelernt und er machte einen sehr netten und kompetenten Eindruck.
Am Donnerstag sind sie dann tatsächlich gekommen. Die beiden waren auf Dienstreise in Afrika, weil Volunta zukünftig auch Freiwillige nach Botswana schicken wird. Nun wurden die zukünftigen Einsatzstellen begutachtet und letzte Vereinbarungen getroffen. Da hat es sich natürlich angeboten auch mal bei uns vorbei zu kommen und zu sehen was sich bisher hier in Kgautswane entwickelt hat.
Volunta hat im letzten Jahr bereits zwei (Versuchs-)Freiwillige nach Kgautswane geschickt. Diese hatten allerdings leider einige Probleme hier und konnten sich irgendwie nicht in die Community eingliedern sodass Ihr Freiwilligendienst, mit beidseitigem Einvernehmen, frühzeitig beendet wurde. Daher war es Herr Kühn sehr wichtig nochmal hierher zu kommen um zu sehen wie wir uns anstellen und was die Leute nun von uns denken. Die beiden haben uns am Freitag dann alle in unseren Einsatzstellen besucht und geschaut was wir machen. Dabei wurde auch gleich ein kleines Video von uns und unseren Einsatzstellen gedreht, was den zukünftigen Freiwilligen einen Eindruck von Afrika und den Aufgaben geben soll. Am Nachmittag hatten wir jeder ein Einzelgespräch, um einerseits die Einsatzstellenbeschreibungen anzupassen und andererseits über unser aktuelles Befinden zu sprechen. Das fand ich wirklich super.
Also wir haben alle ein riesengroßes Lob bekommen. Unsere Chefs hier in den Einsatzstellen sind so was von begeistert von uns und wollen im nächsten Jahr alle noch mehr Freiwillige. Unser Principal hat wohl erzählt, dass er eine gewisse Veränderung in der Motivation seiner Lehrer feststellen kann seit wir da sind. Und wir wären so eine große Hilfe für die Schule und die Schüler! Damit hätte er im Vorfeld niemals gerechnet. Auch Mama Clara hat nur Lob ausgesprochen. Das hat Herr Kühn natürlich äußerst stolz gemacht und uns auch.
Zum Essen hat er erst mal Massen an Bier und Wein ausgepackt =) Sehr gut, da die Leute hier in Bezug auf Alkohol sehr negativ eingestellt sind. Kann ich auch nachvollziehen, denn die Leute die Alkohol trinken, trinken ganz oder gar nicht. Bier ist nur zum besaufen da! Wenn man gefragt wird, ob man Bier mag wird man direkt ganz komisch angeschaut. Deshalb war es ganz gut, dass sie auch von unserem Chef gesehen haben, dass man durchaus auch mal so Bier und Wein trinken kann.



Zum besonderen Anlass haben wir abends einen Braai gemacht, also gegrillt. Dazu kam sogar auch noch unser Principal und eine Lehrerin unserer Schule. Die Borreworst ist echt zu empfehlen!
Der Besuch war sehr positiv und wieder mal eine schöne Abwechslung.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Farewell

Hier in Afrika ist alles ein wenig anders als bei uns, das wisst ihr ja schon. Am Montag haben wir in der Schule erfahren, dass am Donnerstag kein Unterricht stattfindet, weil wir Farewell feiern. Das heißt wir feiern die Schüler aus Grade 12, die nächste Woche(!) ihre Abschlussprüfungen schreiben werden. Da die 12er auch alle schon ganz aufgeregt waren, konnte man die ganze Woche über gar keinen richtigen Unterricht mehr mit ihnen machen, obwohl sie es eigentlich bitter nötig hätten.
Am Dienstag im morgendlichen Lehrer-Meeting wurde dann beschlossen, wer ein Zelt besorgt, ich wiederhole für Donnerstag, wer sich um die Soundanlage kümmert, wer durch´s Programm führt und wer sich ums Essen kümmert. Hier reichen also offensichtlich zwei Tage, um ein Event für ca. 1000 erwartete Leute zu planen. Spannend. Amelie und ich wurden auch mit ins Programm eingebunden: Amelie sollte in der Küche helfen und ich bekam die Aufgabe eines Archers, also jemand der die Gäste begrüßt und zu den Sitzplätzen führt, wie ich später erfahren habe. So weit so gut.
Am Nachmittag haben wir dann Besuch im Center bekommen, vom Schulleiter. Dieser erzählte uns, dass ihr Gastredner am Donnerstag nicht kommen kann und deshalb eine wichtige Rede, die Motivationsrede für die 12. Klasse, fehle. Ihr könnt es euch sicher schon denken: Er hat uns gebeten die Rede zu übernehmen. Dafür würde er ca. eine halbe Stunde einplanen! Grandios, wir sollten also eine 30-minütige Rede schreiben, in einem Tag und diese dann vor 1000 Leuten vortragen - auf Englisch versteht sich!
Nach einigem hin-und her haben Amelie und ich beschlossen es zu versuchen. Ich hab mich einfach mal hingesetzt und angefangen etwas zu schreiben. Zum Glück klappt das immer recht gut.
Am Mittwoch hatten wir quasi auch keine Schule, da alle damit beschäftigt waren die Schule auf Hochglanz zu polieren. Es wurde gefegt was das Zeug hält, der Boden wurde extra poliert, und die Fenster wurden mit nassem Zeitungspapier geputzt, was erstaunlich gut funktionierte. Unsere Aufgabe war es dabei aufzupassen, dass die Schüler auch alles ordentlich putzten. Als wir dann auch mal die Fenster geputzt haben wurden wir nur komisch angesehen...Ein Highlight war, dass ich meine Kamera mit in der Schule hatte. Alle wollten Fotos von sich haben.



Ich hatte dann die Idee, ein kleines Interview mit einigen Schüler zu machen und sie mal zu fragen, warum sie eigentlich in die Schule gehen. Amelie und ich sind dann mit Zettel und Stift über den Schulhof gezogen und haben die Schüler interviewt. Wir haben sie außerdem gefragt was sie an ihrer Schule eigentlich mögen und was sie nach ihrem Abschluss mal gerne machen wollen. Die Antworten waren recht ähnlich: Sie gehen zur Schule, weil sie etwas lernen wollen, damit sie eine gute Zukunft haben können. Sie mögen an ihrer Schule, dass sie immer sauber ist und dass sie viel von ihren Lehrern lernen können. Berufswünsche gab es viele: Ingenieure, Piloten, Ärzte und Radiologen. Danach haben wir noch einige Lehrer gefragt, warum sie eigentlich Lehrer geworden sind. Das war echt interessant: die meisten erzählten ganz offen, dass es zu ihrer Zeit wenig Auswahl gab. Lehrer zu werden war sehr einfach und es gab Geld. Nicht viel, aber genug zum Leben. Allerdings haben sie in der Praxis Spaß an ihrem Beruf gefunden und lieben es nun mit den Schülern zu arbeiten. Ein junger Lehrer sagte uns, dass er gerne ein Vorbild für die Jugendlichen aus seinem Dorf und für seine Freunde werden wollte. Es wollte sie von Drogen und Zigaretten wegbringen, deshalb ist er Lehrer geworden.
Da hatten wir doch schon guten Stoff für unsere Rede beisammen =).
Amelie hat dann den zweiten Teil geschrieben. Mit einigen Ergänzungen haben wir am Ende eine recht passable Rede zustande gebracht. Schlüsselbegriffe (die hier nie fehlen dürfen): „Education is the key to success“, „with the help of God“ und „Yes you can do it“.

Heute morgen (Donnerstag) haben wir uns dann schick gemacht. In der Schule angekommen war noch nichts los, es war aber auch noch früh. Das Zelt wurde aufgebaut und die Küchenmädels (Küchendamen und ca. 10 Schülerinnen) waren schon fleißig am vorbereiten. Ein Klassenzimmer diente als Küche. Da wir nichts zu tun hatten, halfen wir natürlich auch erst mal in der Küche: Möhren und Tomaten schälen und raspeln. Außerdem wurden Kürbisse, Massen an Kohl, Gurken, Rindfleisch, Hühnchen, verschiedene Bohnen, Äpfel, Salat, allerhand Gewürze, Reis, Pap (Maismehl), Erbsen, Ananas, Paprika und auch die Innereien einer Kuh verarbeitet.



Um 9.00Uhr sollte die Farewell-Feier offiziell starten. Es stellte sich heraus, dass damit natürlich 9.00Uhr afrikanische Zeit gemeint war, denn es waren noch so gut wie keine Leute da. Gegen 11.00Uhr kamen dann nach und nach die Gäste und das Programm startete.
Zuerst wurden alle Anwesenden gebeten, vom Schulgelände zu gehen! Mit Gesang sind wir dann alle zusammen auf das Gelände gegangen und die Gäste haben ihre Plätze eingenommen. Da es mein Job war die Leute am Eingangstor zu empfangen und ihnen Programmblätter zu geben, durfte ich mit zwei weiteren Lehrern vor laufen und die Gäste quasi anführen.
Danach hatten die 12er ihren großen Auftritt. Angezogen wie amerikanische Ballköniginnen, kamen sie tänzelnd in das Zelt und wurden mit vielen Pfiffen freudig begrüßt. Leider waren gar nicht alle Schüler aus der 12. Klasse da. Ich hab einen Lehrer gefragt warum das so ist und er meinte, vielleicht haben nicht alle so viel Geld für ein schönes Outfit. Ganz schön bitter.



Dann haben die Reden begonnen, die zwei mal vom Schulchor unterbrochen wurden. Außerdem wurden immer wieder wichtige Gäste mit Namen vorgestellt. Übrigens waren auch Max, Vera und Manuel da, da alle Lehrer (und sonstige Personen aus Kgautswane) der umliegenden Schulen auch eingeladen waren. Wir wurden sogar alle auf die Bühne gebeten und mit Namen vorgestellt. Alle haben sich dann total gefreut, als wir sie mit „Dumela“ gegrüßt haben. =)
Irgendwann kamen wir zu Punkt 9: Vorstellung der Gastredner, oh mein Gott, das waren wir! Amelie und ich sind dann auf die Bühne gebeten worden und wurden vom stellvertretenden Schulleiter ausführlich vorgestellt. Er hat sogar Kamp-Lintfort richtig ausgesprochen =D. Dann kam unser Moment. Wir haben die Rede in zwei Teile aufgeteilt, ich hab angefangen. Lief auch super, bis das Mikro immer öfter ausgegangen ist. Hatte einen Wackelkontakt. Unsere Rede dauerte ungefähr 15 Minuten, es war definitiv die Längste, aber auch die Beste wie wir im nach hinein von vielen gesagt bekommen haben =D. Der Schulleiter hat uns sehr für unsere Kreativität gelobt.
Das Beste war eigentlich, dass Mama Clara und Hannes genau in dem Moment als wir mit unserer Rede angefangen haben gekommen sind. Mama Clara wollte eigentlich gar nicht kommen, aber heute hat sie doch beschlossen, dass sie unsere Rede hören möchte. Sie sind sogar vom Center bis in die Schule gelaufen. Auch sie hat uns danach sehr gelobt. Sie meinte wir hätten das exzellent gemacht! Das steigert das Selbstbewusstsein.

Der Rest der Feier hat sich sehr gezogen. Es wurden noch jede Menge Auszeichnungen  verliehen, zum Beispiel für den besten Schulglocken-Läuter =DDD. Ok, die Schulglocke muss immer per Hand bedient werden, aber dafür eine Auszeichnung zu verleihen war schon merkwürdig. Die anderen Auszeichnungen haben Schüler bekommen, die in einem Fach besonders toll waren. Auf einmal kamen die Lehrerinnen zu mir und meinten Amelie und ich müssten gleich mit kommen und mit ihnen tanzen. Jeder, der eine Auszeichnung bekommen hat wurde immer von mindestens einer weiteren Person begleitet, manchmal laufend und manchmal tanzend. Eine Lehrerin bekam auch eine Auszeichnung für ihren tollen Unterricht sodass wir sie tanzend zur Bühne begleiteten. Das war lustig, weil natürlich alle Leute klatschten und schrien, als wir auch mit tanzten. Später musste ich sogar nochmal zur Bühne, weil ein Schüler nicht da war. Jemand musste ja seine Auszeichnung entgegen nehmen und dazu wurde ich auserkoren. Ich wurde aber freundlicherweise auch von zwei Lehrerinnen begleitet, natürlich tanzend =).



Kurz bevor alle Reden und Verleihungen zu Ende gingen durften wir sechs sogar schon vor allen anderen essen. Das war richtig lecker, auch wenn ich die Innereien freundlich ablehnen musste.

Gefühlte 120.000 Fotos später haben wir dann beschlossen uns auf den Heimweg zu machen. Glücklicherweise kam uns ein bekannter Arbeiter aus dem Center mit dem Auto entgegen, der uns mit nahm. War ein aufregender Tag heute. Morgen fahren wir nochmal nach Lydenburg zum einkaufen. Juhuuuu =)