Montag, 31. Oktober 2011

Abschlussprüfungen, Workshop und Besuch aus Deutschland

Schule:

Wenn man in Deutschland auf seinen Stundenplan schaut, kann man ziemlich sicher sein, dass man auch die entsprechenden Fächer hat. Hier bei uns gibt es zwar auch einen Stundenplan, nur hält sich leider kein Mensch daran. Zur Zeit ist eh alles anders, da die Schüler Examination (also Abschlussprüfungen) schreiben. Hier schreibt jede Klasse (von der 8. bis zur 12.) Abschlussprüfungen in jedem Fach! In Mathe sogar zwei und in Englisch drei! Das Ganze zieht sich über einen ganzen Monat. Die 10er, 11er und 12er haben daher das Vergnügen fast täglich eine Klausur zu schreiben. Ganz schön hart wie ich finde. Das einzige was ich daran nicht verstehe ist, warum die 8er und 9er (die erst in drei Wochen mit ihren Prüfungen anfangen) nicht mehr unterrichtet werden. Sie müssen kommen und sich selbst beschäftigen, manchmal bekommen sie Aufgaben von den Lehrern. Natürlich sind aber nicht alle Lehrer in die Prüfungen eingebunden, könnten also theoretisch auch in die Klassen gehen, die keine Prüfungen haben. Als ich danach gefragt habe, bekam ich die Antwort: „Ja, dann müssten wir ja mit dem Stoff vom nächsten Schuljahr anfangen!“ Meiner Meinung nach haben sie den Stoff von diesem Schuljahr noch nicht durch und eine Wiederholung würde auch keinem Schüler schaden. Das ist das was ich momentan tun kann, wenn ich nichts zu tun habe: Ich gehe in eine Klasse und wiederhole einfach alles. Gestern hab ich allen drei 9ern gesagt, wer Mathe ernsthaft wiederholen will kann gerne in die Klasse kommen, der Rest bleibt bitte draußen. Meine Klasse war komplett voll =) und sie waren wirklich bei der Sache. Das war ein kleines Erfolgserlebnis.
Das große Problem der Schüler ist, dass sie zwar recht gut Englisch sprechen können und auch wirklich einen reichhaltigen Wortschatz haben, aber sie können nicht gut lesen. Die Arbeitsbücher die sie haben nutzen sie nie, denn die Lehrer machen eher Frontalunterricht und sind davon überzeugt, dass die Schüler alles können müssen, wenn sie ein Thema ein mal ansprechen und ein Beispiel dazu geben. So läuft das natürlich nicht. Mittlerweile sind meine Schüler zum Glück schon soweit, dass sie Fragen stellen! Das war am Anfang undenkbar. Wenn man fragte, ob sie das verstanden haben kam immer nur „Yes, mam“.
Am meisten regt mich aber auf, dass die Lehrer die Schüler als faul und dumm beschimpfen. Das kann ich nun wirklich nicht bestätigen. Hier ist eher eine andere Gruppe faul und motivationslos...
Die Prüfungen an sich werden allerdings extrem ernst genommen. Es gibt sogar einen Plan, wann wer invidgilated (also Aufsicht führt). Dabei bin ich auch voll eingespannt. Das ist so ungefähr das Langweiligste was ich je gemacht habe. 2 oder 3 Stunden lang in einer  Klasse zu sitzen und Schüler dabei zu beobachten wie sie schreiben, ist ganz schön öde. Vor allem weil ich noch nicht mal was zu lesen mitnehmen darf. Meine einzige Abwechslung ist es, den Schülern ein neues Blatt zu geben, wenn sie ihre vier Seiten (gestempeltes Schulpapier) vollgeschrieben haben. Und das geht jetzt noch einen Monat so weiter. Wenn die Schüler fertig mit ihren Klausuren sind bleiben sie noch zum Essen und gehen dann nach Hause. An einem Tag sind einfach ALLE nach Hause gegangen, auch die 8er und 9er, die eigentlich bis 14.30Uhr da bleiben müssen. Der Principal (Schulleiter) war ganz schön sauer, wobei ich die Schüler völlig verstehen kann. Ich würde auch nicht von 7.30Uhr.14.30Uhr in der Schule hocken, wenn es keinen interessiert was ich mache!
Ansonsten wird sehr viel Fussball gespielt oder einfach gewartet bis die Zeit vergeht. Auf dem ersten Bild beachte man die Jungs im Hintergrund. Freitags werden naemlich die Autos von allen Lehrern gewaschen und poliert!


Ach ja und der Fussball! Faellt jemandem was auf? Richtig, die Fussbaelle hier werden aus Plastiktueten gemacht. Einfach so viele wie man hat zusammenbinden und los geht's. Funktioniert erstaunlich gut muss ich sagen!


Hier ein paar meiner 9. Klaessler beim Orangen essen, die es jeden Freitag gibt. Sehr sehr lecker!


Workshop:

Nachdem Amelie und ich Mama Clara erzählt haben, dass wir momentan in der Schule nicht viel zu tun habe durften wir mit Connie und Manuel zu einem Workshop nach Burgersfort fahren. Dieser ging schon zwei Tage über Service Delivery, also wie man in einem Center mit Gästen umgehen sollte und was guten Service ausmacht. Am letzten Tag durften wir also auch teilnehmen. Das Ganze fand in einem recht großen Lodge statt und wurde von einem jungen Professor geleitet. Dieser war sehr motiviert und hatte eine sehr sympathische Art Seminare zu leiten. Die anderen Teilnehmer arbeiten auch alle in verschiedenen Centern in Kgautswane. Der Leitsatz vom ganzen Workshop hieß: „Batho Pele!“ was soviel heißt wie „Menschen zuerst!“ oder im weitesten Sinne: „Der Kunde ist König“. Außerdem wurden die 5 nationalen Prioritäten angesprochen, die die südafrikanische Regierung in Zukunft verbessern will: Bildung, Gesundheit, Erschließung der ländlichen Gegenden, Arbeitsplätze schaffen und Bekämpfung der Kriminalität.
Der Workshoptag war wirklich eine schöne Abwechslung zum Schulalltag, vor allem, weil es Toiletten mit fließendem Wasser gab ;D
Auf dem Rückweg haben wir dann auch noch Halt in Burgersfort gemacht und konnten einkaufen gehen. Standartdinge die man einkauft sind: Saft, Wasser und Süßigkeiten!!

Besuch aus Deutschland:

Vor ein paar Tagen hat Mama Clara uns mitgeteilt, dass Herr Kühn und Frau Wojcik von Volunta uns besuchen kommen werden. Herr Kühn ist der Bereichsleiter von den Freiwilligendiensten International bei Volunta, also mein Chef. Wir haben ihn schon mal kurz bei unserem Vorbereitungsseminar kennengelernt und er machte einen sehr netten und kompetenten Eindruck.
Am Donnerstag sind sie dann tatsächlich gekommen. Die beiden waren auf Dienstreise in Afrika, weil Volunta zukünftig auch Freiwillige nach Botswana schicken wird. Nun wurden die zukünftigen Einsatzstellen begutachtet und letzte Vereinbarungen getroffen. Da hat es sich natürlich angeboten auch mal bei uns vorbei zu kommen und zu sehen was sich bisher hier in Kgautswane entwickelt hat.
Volunta hat im letzten Jahr bereits zwei (Versuchs-)Freiwillige nach Kgautswane geschickt. Diese hatten allerdings leider einige Probleme hier und konnten sich irgendwie nicht in die Community eingliedern sodass Ihr Freiwilligendienst, mit beidseitigem Einvernehmen, frühzeitig beendet wurde. Daher war es Herr Kühn sehr wichtig nochmal hierher zu kommen um zu sehen wie wir uns anstellen und was die Leute nun von uns denken. Die beiden haben uns am Freitag dann alle in unseren Einsatzstellen besucht und geschaut was wir machen. Dabei wurde auch gleich ein kleines Video von uns und unseren Einsatzstellen gedreht, was den zukünftigen Freiwilligen einen Eindruck von Afrika und den Aufgaben geben soll. Am Nachmittag hatten wir jeder ein Einzelgespräch, um einerseits die Einsatzstellenbeschreibungen anzupassen und andererseits über unser aktuelles Befinden zu sprechen. Das fand ich wirklich super.
Also wir haben alle ein riesengroßes Lob bekommen. Unsere Chefs hier in den Einsatzstellen sind so was von begeistert von uns und wollen im nächsten Jahr alle noch mehr Freiwillige. Unser Principal hat wohl erzählt, dass er eine gewisse Veränderung in der Motivation seiner Lehrer feststellen kann seit wir da sind. Und wir wären so eine große Hilfe für die Schule und die Schüler! Damit hätte er im Vorfeld niemals gerechnet. Auch Mama Clara hat nur Lob ausgesprochen. Das hat Herr Kühn natürlich äußerst stolz gemacht und uns auch.
Zum Essen hat er erst mal Massen an Bier und Wein ausgepackt =) Sehr gut, da die Leute hier in Bezug auf Alkohol sehr negativ eingestellt sind. Kann ich auch nachvollziehen, denn die Leute die Alkohol trinken, trinken ganz oder gar nicht. Bier ist nur zum besaufen da! Wenn man gefragt wird, ob man Bier mag wird man direkt ganz komisch angeschaut. Deshalb war es ganz gut, dass sie auch von unserem Chef gesehen haben, dass man durchaus auch mal so Bier und Wein trinken kann.



Zum besonderen Anlass haben wir abends einen Braai gemacht, also gegrillt. Dazu kam sogar auch noch unser Principal und eine Lehrerin unserer Schule. Die Borreworst ist echt zu empfehlen!
Der Besuch war sehr positiv und wieder mal eine schöne Abwechslung.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Farewell

Hier in Afrika ist alles ein wenig anders als bei uns, das wisst ihr ja schon. Am Montag haben wir in der Schule erfahren, dass am Donnerstag kein Unterricht stattfindet, weil wir Farewell feiern. Das heißt wir feiern die Schüler aus Grade 12, die nächste Woche(!) ihre Abschlussprüfungen schreiben werden. Da die 12er auch alle schon ganz aufgeregt waren, konnte man die ganze Woche über gar keinen richtigen Unterricht mehr mit ihnen machen, obwohl sie es eigentlich bitter nötig hätten.
Am Dienstag im morgendlichen Lehrer-Meeting wurde dann beschlossen, wer ein Zelt besorgt, ich wiederhole für Donnerstag, wer sich um die Soundanlage kümmert, wer durch´s Programm führt und wer sich ums Essen kümmert. Hier reichen also offensichtlich zwei Tage, um ein Event für ca. 1000 erwartete Leute zu planen. Spannend. Amelie und ich wurden auch mit ins Programm eingebunden: Amelie sollte in der Küche helfen und ich bekam die Aufgabe eines Archers, also jemand der die Gäste begrüßt und zu den Sitzplätzen führt, wie ich später erfahren habe. So weit so gut.
Am Nachmittag haben wir dann Besuch im Center bekommen, vom Schulleiter. Dieser erzählte uns, dass ihr Gastredner am Donnerstag nicht kommen kann und deshalb eine wichtige Rede, die Motivationsrede für die 12. Klasse, fehle. Ihr könnt es euch sicher schon denken: Er hat uns gebeten die Rede zu übernehmen. Dafür würde er ca. eine halbe Stunde einplanen! Grandios, wir sollten also eine 30-minütige Rede schreiben, in einem Tag und diese dann vor 1000 Leuten vortragen - auf Englisch versteht sich!
Nach einigem hin-und her haben Amelie und ich beschlossen es zu versuchen. Ich hab mich einfach mal hingesetzt und angefangen etwas zu schreiben. Zum Glück klappt das immer recht gut.
Am Mittwoch hatten wir quasi auch keine Schule, da alle damit beschäftigt waren die Schule auf Hochglanz zu polieren. Es wurde gefegt was das Zeug hält, der Boden wurde extra poliert, und die Fenster wurden mit nassem Zeitungspapier geputzt, was erstaunlich gut funktionierte. Unsere Aufgabe war es dabei aufzupassen, dass die Schüler auch alles ordentlich putzten. Als wir dann auch mal die Fenster geputzt haben wurden wir nur komisch angesehen...Ein Highlight war, dass ich meine Kamera mit in der Schule hatte. Alle wollten Fotos von sich haben.



Ich hatte dann die Idee, ein kleines Interview mit einigen Schüler zu machen und sie mal zu fragen, warum sie eigentlich in die Schule gehen. Amelie und ich sind dann mit Zettel und Stift über den Schulhof gezogen und haben die Schüler interviewt. Wir haben sie außerdem gefragt was sie an ihrer Schule eigentlich mögen und was sie nach ihrem Abschluss mal gerne machen wollen. Die Antworten waren recht ähnlich: Sie gehen zur Schule, weil sie etwas lernen wollen, damit sie eine gute Zukunft haben können. Sie mögen an ihrer Schule, dass sie immer sauber ist und dass sie viel von ihren Lehrern lernen können. Berufswünsche gab es viele: Ingenieure, Piloten, Ärzte und Radiologen. Danach haben wir noch einige Lehrer gefragt, warum sie eigentlich Lehrer geworden sind. Das war echt interessant: die meisten erzählten ganz offen, dass es zu ihrer Zeit wenig Auswahl gab. Lehrer zu werden war sehr einfach und es gab Geld. Nicht viel, aber genug zum Leben. Allerdings haben sie in der Praxis Spaß an ihrem Beruf gefunden und lieben es nun mit den Schülern zu arbeiten. Ein junger Lehrer sagte uns, dass er gerne ein Vorbild für die Jugendlichen aus seinem Dorf und für seine Freunde werden wollte. Es wollte sie von Drogen und Zigaretten wegbringen, deshalb ist er Lehrer geworden.
Da hatten wir doch schon guten Stoff für unsere Rede beisammen =).
Amelie hat dann den zweiten Teil geschrieben. Mit einigen Ergänzungen haben wir am Ende eine recht passable Rede zustande gebracht. Schlüsselbegriffe (die hier nie fehlen dürfen): „Education is the key to success“, „with the help of God“ und „Yes you can do it“.

Heute morgen (Donnerstag) haben wir uns dann schick gemacht. In der Schule angekommen war noch nichts los, es war aber auch noch früh. Das Zelt wurde aufgebaut und die Küchenmädels (Küchendamen und ca. 10 Schülerinnen) waren schon fleißig am vorbereiten. Ein Klassenzimmer diente als Küche. Da wir nichts zu tun hatten, halfen wir natürlich auch erst mal in der Küche: Möhren und Tomaten schälen und raspeln. Außerdem wurden Kürbisse, Massen an Kohl, Gurken, Rindfleisch, Hühnchen, verschiedene Bohnen, Äpfel, Salat, allerhand Gewürze, Reis, Pap (Maismehl), Erbsen, Ananas, Paprika und auch die Innereien einer Kuh verarbeitet.



Um 9.00Uhr sollte die Farewell-Feier offiziell starten. Es stellte sich heraus, dass damit natürlich 9.00Uhr afrikanische Zeit gemeint war, denn es waren noch so gut wie keine Leute da. Gegen 11.00Uhr kamen dann nach und nach die Gäste und das Programm startete.
Zuerst wurden alle Anwesenden gebeten, vom Schulgelände zu gehen! Mit Gesang sind wir dann alle zusammen auf das Gelände gegangen und die Gäste haben ihre Plätze eingenommen. Da es mein Job war die Leute am Eingangstor zu empfangen und ihnen Programmblätter zu geben, durfte ich mit zwei weiteren Lehrern vor laufen und die Gäste quasi anführen.
Danach hatten die 12er ihren großen Auftritt. Angezogen wie amerikanische Ballköniginnen, kamen sie tänzelnd in das Zelt und wurden mit vielen Pfiffen freudig begrüßt. Leider waren gar nicht alle Schüler aus der 12. Klasse da. Ich hab einen Lehrer gefragt warum das so ist und er meinte, vielleicht haben nicht alle so viel Geld für ein schönes Outfit. Ganz schön bitter.



Dann haben die Reden begonnen, die zwei mal vom Schulchor unterbrochen wurden. Außerdem wurden immer wieder wichtige Gäste mit Namen vorgestellt. Übrigens waren auch Max, Vera und Manuel da, da alle Lehrer (und sonstige Personen aus Kgautswane) der umliegenden Schulen auch eingeladen waren. Wir wurden sogar alle auf die Bühne gebeten und mit Namen vorgestellt. Alle haben sich dann total gefreut, als wir sie mit „Dumela“ gegrüßt haben. =)
Irgendwann kamen wir zu Punkt 9: Vorstellung der Gastredner, oh mein Gott, das waren wir! Amelie und ich sind dann auf die Bühne gebeten worden und wurden vom stellvertretenden Schulleiter ausführlich vorgestellt. Er hat sogar Kamp-Lintfort richtig ausgesprochen =D. Dann kam unser Moment. Wir haben die Rede in zwei Teile aufgeteilt, ich hab angefangen. Lief auch super, bis das Mikro immer öfter ausgegangen ist. Hatte einen Wackelkontakt. Unsere Rede dauerte ungefähr 15 Minuten, es war definitiv die Längste, aber auch die Beste wie wir im nach hinein von vielen gesagt bekommen haben =D. Der Schulleiter hat uns sehr für unsere Kreativität gelobt.
Das Beste war eigentlich, dass Mama Clara und Hannes genau in dem Moment als wir mit unserer Rede angefangen haben gekommen sind. Mama Clara wollte eigentlich gar nicht kommen, aber heute hat sie doch beschlossen, dass sie unsere Rede hören möchte. Sie sind sogar vom Center bis in die Schule gelaufen. Auch sie hat uns danach sehr gelobt. Sie meinte wir hätten das exzellent gemacht! Das steigert das Selbstbewusstsein.

Der Rest der Feier hat sich sehr gezogen. Es wurden noch jede Menge Auszeichnungen  verliehen, zum Beispiel für den besten Schulglocken-Läuter =DDD. Ok, die Schulglocke muss immer per Hand bedient werden, aber dafür eine Auszeichnung zu verleihen war schon merkwürdig. Die anderen Auszeichnungen haben Schüler bekommen, die in einem Fach besonders toll waren. Auf einmal kamen die Lehrerinnen zu mir und meinten Amelie und ich müssten gleich mit kommen und mit ihnen tanzen. Jeder, der eine Auszeichnung bekommen hat wurde immer von mindestens einer weiteren Person begleitet, manchmal laufend und manchmal tanzend. Eine Lehrerin bekam auch eine Auszeichnung für ihren tollen Unterricht sodass wir sie tanzend zur Bühne begleiteten. Das war lustig, weil natürlich alle Leute klatschten und schrien, als wir auch mit tanzten. Später musste ich sogar nochmal zur Bühne, weil ein Schüler nicht da war. Jemand musste ja seine Auszeichnung entgegen nehmen und dazu wurde ich auserkoren. Ich wurde aber freundlicherweise auch von zwei Lehrerinnen begleitet, natürlich tanzend =).



Kurz bevor alle Reden und Verleihungen zu Ende gingen durften wir sechs sogar schon vor allen anderen essen. Das war richtig lecker, auch wenn ich die Innereien freundlich ablehnen musste.

Gefühlte 120.000 Fotos später haben wir dann beschlossen uns auf den Heimweg zu machen. Glücklicherweise kam uns ein bekannter Arbeiter aus dem Center mit dem Auto entgegen, der uns mit nahm. War ein aufregender Tag heute. Morgen fahren wir nochmal nach Lydenburg zum einkaufen. Juhuuuu =)

Sonntag, 16. Oktober 2011

Ein bisschen Alltag

Essen:
Hier in Afrika wird das Brot nicht etwa im Ofen gebacken. Nein es wird gekocht und heisst dann logischerweise Kochbrot. Dazu wird der Teig in eine leere Toastplastiktüte gepackt und für ca. 3 Stunden in einen Topf mit kochendem Wasser gelegt. Das was dann da raus kommt ähnelt Stuten (also Weißbrot), allerdings ohne Zucker. Ich find´s eigentlich ganz lecker und es ist definitiv eine gelungene Abwechslung zum üblichen Toast, den wir sonst jeden Morgen essen.

Da es fast nur noch Pub (Maisbrei) mit Soße gab und dazu Kürbis in allen Variationen, den aber irgendwie nur ich gerne mag, haben wir das Gespräch mit Mama Clara gesucht. Wenn es Kartoffeln oder Reis dazu gab, hat es nie gereicht für sieben oder mehr Personen. Zwei von uns haben sich sogar über Tage nur von Toast mit Ketchup ernährt, was natürlich auch nicht gerade gesund ist. Als Hannes und ich letzte Woche dann wieder aus Joburg zurück kamen, gab es eine Art Roundtable mit Clara, Connie und Wendy. Zum Glück hatten die anderen das Thema Essen schon angesprochen. Seit dem gibt es immer genug Reis, Kartoffeln oder sogar Nudeln, die aber leider immer extrem verkocht sind. Den Pub rührt von uns nur selten jemand an. Auf die Dauer ist das Zeug auch wirklich nicht gerade lecker, da wir das in unseren Arbeitsstellen auch fast täglich bekommen. Ich bin immer froh, wenn es Gemüse gibt, wie Kürbis, Möhren (die machen die mit Zucker, echt lecker) oider so ein grünes Gemisch aus Bohnen, Erbsen und Kartoffelpüree. Manchmal gibt es auch Kohl oder Rote Beete. Wir haben schon festgestellt, dass die Leute hier so an Pub gewöhnt sind, dass sie das lieber essen, als alles andere. Oder sie essen eher zum satt werden und legen wenig Wert auf den Geschmack.
Ich dachte immer, dass es in Afrika eine Menge Gewürze gibt. Zumindest hier in Kgautswane hab ich davon noch nicht viel gemerkt (außer die Knorr-Tüten für die Soßen...). Trotzdem finde ich das Essen meistens lecker. Man kann halt nicht von so einer Vielfalt ausgehen wie es sie bei uns in Deutschland gibt.

In der Schule gibt es noch weniger Abwechslung: Mo, Mi und Fr = Pub, Di= Stanza (das ist ähnlich wie sehr grober Milchreis mit Bohnen) und Do= Reis. Dazu immer eine undefinierbare Soße aus Fleisch. Einmal in der Woche ist die Soße aus Fisch, oder besser gesagt aus Fischresten mit Gerippe und... Dazu können sich die Schüler verschiedene Leckereien kaufen. Eine Delikatesse hier sind gekochte Hühnerbeine (mit Zehennägeln dran!). Alle freuen sich immer, wenn es diese gibt, ich hab mich bis jetzt aber noch nicht überwinden können die zu probieren.
Amelie und ich bleiben dann doch lieber bei den Fatballs, die ihren Namen zurecht tragen. Das sind Teigbällchen, ein bisschen wie Berliner ohne Füllung. Die Leute hier essen die immer mit den besagten Soßen und schauen uns entgeistert an, wenn wir Zucker drüber kippen. Ein Fatball kostet 50ct (= 5 Eurocent), aber mehr als 3 kann man davon auch nicht essen. Ich freu mich in der Schule immer auf die einzige Pause (von 11.30-12.15Uhr), dann kaufen wir uns unsere Fatballs und setzen uns gemütlich unter einen schönen Baum. Von diesem Platz hat man übrigens eine tolle Aussicht auf Kgautswane, da sich unsere Schule auf einem Berg befindet.



Schulalltag:
Morgens um 7.15Uhr werden wir von einem Lehrer unserer Schule mit dem Auto abgeholt. Um 7.45Uhr beginnt dann offiziell der Unterricht. Montags und freitags haben wir allerdings in der ersten Stunde einen Morgenappell. Alle Schüler und Lehrer versammeln sich dazu in Reih und Glied auf dem Schulhof . Es beginnt immer mit einem Lied, was eine Schülerin mit einer supertollen Stimme anstimmt und alle anderen stimmen ein. Danach folgt eine Ansprache auf Sepedi, noch ein Lied und dann ein Gebet. Amelie und ich mussten auch schon mal beten, wir haben dann einfach das Vater unser auf deutsch gebetet, was alle ganz toll fanden. Nach dem Gebet redet der Principal (Schulleiter) nochmal zu den Schülern. Wenn diese Prozedur in der glühenden Sonne vorbei ist, sollte eigentlich der Unterricht starten. Meistens haben wir allerdings nochmal ein Meeting im Stuffroom, die dem irgendetwas diskutiert wird.

Ein großes Problem hier ist, dass die Lehrer sehr oft für sich entscheiden nicht in den Unterricht zu gehen. Wenn man sie darauf anspricht haben sie ja soooo viel zu tun oder sind einfach viel zu müde. Ich muss sagen, es gibt echt Lehrer hier die mehr Zeit im Stuffroom verbringen als im Klassenzimmer. Und dann schicken sie die Schüler noch hin und her um irgendetwas für sie zu machen. Wasser oder Essen holen. Den Teller  abspülen, oder sonst was. Freitags werden auch immer alle Autos gewaschen. Sehr kurios. Ich finde der Principal müsste da mehr durchgreifen, er ist sehr demokratisch mit den Lehrern, was diese offensichtlich ausnutzen. Ich frage mich auch manchmal warum ich eigentlich in der Schule bin. Es ist natürlich kein Problem, dass ich jetzt alle 9er in Englisch und Mathe habe. Aber ich finde es unmöglich, dass die entsprechenden Lehrer in dieser Zeit nur im Stuffroom sitzen und nichts tun. Und wenn man dann fragt, was man demnächst vorbereiten soll, oder Hilfe braucht sind alle furchtbar beschäftigt und haben keine Zeit. Komisch.Ich weiß im Moment auch noch nicht wie ich das ansprechen kann. Die Leute hier im Center wissen von dem Problem.
In den Klassen läuft es erstaunlich gut, auch wenn ich für Mathe natürlich immer einiges vorbereiten muss.



Vor ein paar Tagen kamen zwei Mädchen aus meiner 9 zu mir ins Center und sagten allen ernstes: „Mam Mogketwa, alle Kinder in der Schule mögen sie. Sie machen einen guten Unterricht und schlagen nie. Deshalb möchten wir gerne ihre Schuhe waschen!“ Ich war natürlich ein bisschen irritiert und hab noch zwei mal nachgefragt, ob sie das wirklich machen wollen. Tja, sie haben dann tatsächlich meine Schuhe gewaschen, die wirklich dreckig waren. Connie hat mir später gesagt, dass das üblich ist hier und das es sehr unhöflich gewesen wäre das Angebot abzulehnen. Meine Schuhe sehen jetzt aus wie neu. =D

Samstag, 8. Oktober 2011

Joburg

Ich sag nur: Ich bin so froh, dass ich gesund und munter in Johannesburg angekommen bin!
Am 7.10.2011 um 7.30Uhr standen Hannes und ich gewaschen und gestriegelt an der Straße und warteten auf ein Taxi Richtung Ohrigstad. Nach ner guten halben Stunde kam dann auch endlich eins (zum Glück kannten wir den Taxifahrer schon) und brachte uns sicher zur Ohrigstad Police Station. Dort angekommen kauften wir erst mal Chips und Schoki, um die lange Fahrt nach Johannesburg zu überstehen.
Wir warteten weitere 45 Minuten auf unseren City to City Bus, mit dem wir zunächst nach Pretoria fahren wollten. Von dort aus sollten wir den Zug Richtung Johannesburg nehmen und an der Haltestelle Rosebank aussteigen. Dort würde uns Wendy, die Freundin von Mama Clara abholen. Soweit so gut. Der Bus war viel komfortabler als gedacht und überraschenderweise voll mit weißen, afrikaans-sprechenden Menschen. Die Fahrt nach Pretoria (für die die´s interessiert: wir sind von Ohrigstad, über Lydenburg, Belfast und Middleburg gefahren) dauerte mit Pausen ca. 6,5 Stunden und kostete nur ca. 16 Euro. Soweit so gut.
Im Bahnhof von Pretoria war es kein Problem ein Ticket in Richtung Joburg zu kaufen. Das kostete erstaunlicherweise auch nur 9 Rand (ca. 90ct). Schon da hätte uns auffallen können, dass es keine weiteren weißen Menschen im Bahnhof gab...
Glücklich über das günstige Ticket fanden wir schnell das richtige Bahngleis und stiegen in den Zug ein. Dort wunderten wir uns erst mal, dass die Türen während der Fahrt selbstverständlich offen blieben. Eigentlich super für Liebesfilme, da kann immer noch jemand rein oder raus springen! Die nächste Verwunderung kam, als alle 5 Sekunden jemand wahlweise mit Süßigkeiten, Eis, Bananen, Orangen, Tomaten, Zwiebeln, Sicherheitsschlössern, Federmäppchen, Spülschwämmen oder sonstigem Kram kam, den er für ein paar Rand verkaufen wollte. Nun gut. Auch da hätte und auffallen können, dass wir die einzigen weißen Menschen im ganzen Zug waren! Betont locker standen wir im immer voller und voller werdenden Zug und warteten auf unsere Haltestelle.
Wir sollten gegen 16.45Uhr in Rosebank ankommen. Um 16.50Uhr fragten wir dann mal unauffällig einen Herren, wann denn die Haltestelle Rosebank komme. Dieser konnte mit dem Namen leider nichts anfangen und fragte prompt weiter. Irgendwann wusste unser ganzes Abteil, wo wir hinwollten. Da war´s dann wohl mit dem unauffälligen Verhalten. Ergebnis war: Wir hatten zwar das richtige Ticket für diesen Zug, sitzen aber leider im Falschen Zug. Dieser fährt NICHT nach Rosebank. Wir saßen nämlich in der Metro (Bimmelbahn) und nicht im Gautrain, der uns direkt nach Rosebank gebracht hätte. Schade. Weiteres Problem: Wir hatten nur die Festnetznummer von Wendy, nicht ihre Handynummer! Großartig. Irgendwann ging zum Glück eine Freundin von Wendy ans Telefon und gab mir ihre Handynummer. Wendy war völlig fertig als ich ihr erzählt habe wo wir gerade sind. Sie meinte wir sollen sofort aussteigen und ein privates Taxi zu ihr nehmen. Das ging leider nicht, weil wir viel zu weit von Johannesburg weg waren. Nach einigem Hin und her (ich glaube mittlerweile wusste der ganze Zug wo wir hinwollten und das wir keine Ahnung hatten wo wir sind!!) beschlossen wir, dass wir wohl oder übel nach Johannesburg zur Parkstation (Hbf) fahren mussten und von dort ein Taxi zu ihr nehmen sollten. Sie meinte noch: „Passt auf euch auf. Nehmt kein Geld oder sonstiges aus eurer Tasche. Das ist der gefährlichste Ort von ganz Johannesburg! Sprecht mit keinem Menschen!! Fragt nicht nach dem Weg!!! Steigt einfach in ein privates Taxi und ruft mich an, dann sag ich dem Fahrer wo er hin muss.“ Ok, kein Problem. Bislang waren alle Menschen sehr freundlich. Dann kam das erste Township und der Zug hielt einige Minuten an. Da hatte ich zum ersten mal richtig Angst! Die Townships sehen wirklich aus wie auf den Fotos, ganz ganz schlimm. Ich hab nur noch gebetet, dass wir bald ankommen, denn in Südafrika wird es sehr früh dunkel. Und als hätte es nicht schlimmer kommen können: Es wurde sehr schnell dunkel!
Grandios, im Dunkeln, als Weiße in Johannesburg am Bahnhof und kein Plan wo man jetzt ein privates Taxi her kriegen soll. Wir waren wirklich (mir drei jungendlichen Punks und einem Metzger) die einzigen weißen Menschen im gesamten Bahnhof. Dem Taxischild folgend fanden wir erst mal nur einen riesigen Platz mit unseren gewohnten Sammeltaxis, in die wir aber auf gar keinen Fall einsteigen durften. Von allen Seiten kam nur: Wohin wollt ihr? Steigt ein, steigt ein. Einer meinte noch: „Don´t get lost.“
Uns blieb keine andere Wahl, wir mussten zurück in den Bahnhof und nach einem Taxi fragen. Zum Glück haben wir nettes Sicherheitspersonal gefunden. Eine Frau am Kiosk schickte uns dann noch um eine dunkle Ecke. Dort standen zwar viele Autos, aber kein Taxi mit Schild. Irgendwann haben wir doch eins gefunden, aber leider ohne Fahrer. Sofort kam ein anderer, der ein Taxi ohne Schild hatte. Zum Glück blieb Hannes standhaft und verneinte sein Angebot. Wir warteten lieber auf den Fahrer des offiziellen Taxis, der auch irgendwann kam. Nachdem wir mit Wendy telefoniert hatten, hätte er eigentlich wissen müssen wo er hinfahren musste. Wusste er aber nicht. Wir sind dann nochmal ca. 45 Minuten durch die Nacht von Joburg gefahren. Ich muss sagen, er war wirklich bemüht, wusste aber einfach nicht wohin. Nach unzähligen Telefonaten mit Wendy und ihrem Mann Buster, machten wir einen Treffpunkt aus. Buster und Wendy haben sich mittlerweile an die örtliche Polizei (SAPS, die werden bezahlt und bewachen dafür die Häuser und Straßen hier) gewendet, damit sie dem Fahrer auf Sepedi erklären konnten wo er hin muss. An einer Tankstelle haben wir sie dann endlich gefunden! Oh man...
Nun ja, wir waren insgesamt ca. 12 Stunden unterwegs. Das war ein Abenteuer, ich sag´s euch. Ich bin eigentlich nur fasziniert, dass mein ganzes Geld noch da ist =).

Wendy hat ein ganz tolles Haus und vor allem: eine warme Dusche! Heute Abend setzen wir uns einfach in ein Taxi, fahren zum Stadion und werden auch wieder abgeholt! Ich werde berichten. Jetzt freu ich mich erst mal auf Coldplay!

Fortsetzung:

Am Nachmittag hat uns Wendy in eine Mall gefahren. Ein schickes Einkaufszentrum, in dem wir Geld wechseln und vor allem richtig einkaufen konnten. Ich meine damit einkaufen und nicht shoppen! Im Keller war nämlich ein Supermarkt, in dem wir Ketchup, Cockies, Wasser (in Flaschen!), Saft, Gewürze und sogar Nutella bekommen haben. Und noch was tolles: richtiges Brot! Danach sind wir mit Wendy und Anni (eine Freundin, aus England, die grade zu Besuch ist) noch essen gegangen.
Über Johannesburg an sich ist zu sagen: Wenn man weiß wo die schönen Ecken sind, sieht man von der Kriminalität so gut wie gar nichts. Die Teile die ich gesehen habe waren entweder nur mit weißen Menschen (Konzert und Mall) oder nur mit farbigen (Parkstation!). Eine ganz schön krasse Trennung, die ich so nicht erwartet habe. Bin gespannt wie das in anderen afrikanischen Großstädten wie Pretoria oder Pietersburg ist. Ich denke Kapstadt ist da eine echte Ausnahme.

Am Abend wurden wir dann von einem privaten Taxi abgeholt und zum Konzert gebracht. Vor dem FNB Stadion war richtig was los. Fressbuden und laute Musik.




Wir waren ca. eine Stunde früher da und konnten uns daher richtig gute Plätze sichern. Die Vorband hieß „The Parlettons“. Jeder Mensch in diesem Stadion (außer Hannes und mir) konnte jedes Lied dieser südafrikanischen Band mitsingen. Übrigens waren von 60.000 Menschen nur gefühlte 10 Personen farbig, was wirklich erschreckend war, immerhin war das Ganze in Johannesburg! Das komplette Personal war allerdings farbig... Das Konzert war super! Und die Stimmung im Stadion auch. Hannes war etwas erstaunt, dass das Bier nur 15 Rand (1,50Euro) gekostet hat. Das mussten wir natürlich ausnutzen. Gegen 24.00Uhr hat uns unser Taxi dann wieder eingesammelt und sicher nach Hause gebracht.


Wendy und Anni haben Hannes und mich am Sonntag dann mit dem Auto wieder nach Kgautswane gefahren. An diesem Abend hatten wir noch eine Diskussion, in der mir einige Punkte nochmal klar wurden. Eine unserer Aufgaben ist es ja Leute ins Center zu holen. Wendy hat uns nochmal darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig wir für die Region sind. Wir können die fitten Kinder und Jugendlichen mit Angeboten motivieren ins Center zu kommen und somit ihrer vielen Freizeit einen Sinn geben. Bis jetzt machen sie nämlich nicht besonders viel und sind eher perspektivlos. Das einzige was sie sicher wissen ist, dass sie aus Kgautswane raus wollen! Wenn wir diese Kids nun motivieren und fördern können, wäre das vielleicht ein Schritt in die Zukunft.
Wir haben uns also vorgenommen Sportangebote zu schaffen wie Fußball, andere Ballspiele oder eine Tanzgruppe (die übernehme ich =). Ich hab mich bei den Mädels beim Netball spielen (das ist hier ein typisches Ballspiel, ähnlich wie Basketball) schon mal umgehört und die sind ganz heiß auf tanzen. Außerdem wollen wir einen Computerkurs  und einen Deutschkurs initialisieren.

Von Gewitter und Festlichkeiten

Im Center gibt es 7 Roundavells (also Rundhütten), in denen Gäste übernachten können. Diese sind von innen echt total schön. Mit abgetrenntem Schlafbereich und einem Bad. Wir sollten auch erst in den Roundavells wohnen, aber jetzt hat sich das ja nochmal geändert. Schade eigentlich. Auf jeden Fall kommen wirklich immer mal wieder Gäste vorbei. Meistens Leute aus Pretoria oder Johannesburg. Das ist sehr praktisch, weil man dadurch gute Kontakte knüpfen kann. Außerdem merkt man den Unterschied zwischen Stadt- und Landmenschen extrem. Stadtmenschen können zum Beispiel deutlich besser Englisch. Das ist ab und zu mal ganz nett. Als die letzten Gäste hier waren haben wir unseren ersten Braai gemacht. Es gab eine spezielle Südafrikanische Grillwurst. Das war echt ganz lecker und eine gelungene Abwechslung zum sonstigen Essen.

Am Freitag waren alle sehr früh von der Arbeit zurück, da es der letzte Tag vor den Ferien (eine Woche) war. Wir haben eigentlich gar nichts besonderes gemacht, jeder hat chilläxxt (neue, sehr passende Wortschöpfung von Max). Am Abend sind wir noch schnell zum Shop gelaufen, um Bier (750ml Carlsberg für n Euro) zu kaufen. Im Laufe des Abends haben wir dann immer mal wieder ein Leuchten hinter den Bergen gesehen. Das war ein echtes Naturschauspiel! Da wir in einem Tal wohnen, sind wir von einer Bergkette umgeben. Ihr müsst euch das so vorstellen: es ist komplett dunkel und im Abstand von wenigen Sekunden leuchtet es hinter den Bergen, sodass man nur die Silhouette sehen kann. Das komische war, dass man zuerst überhaupt keinen Donner gehört hat, sondern nur das Leuchten gesehen hat. Innerhalb von etwa einer Stunde kam das Gewitter dann immer näher und näher und die Luft hat sich auch sehr schnell verändert. Erst kam der Wind, der einen kleinen Sandsturm ausgelöst hat. Dann der Regen und kurz später sogar richtige Hagelkörner. Ich hab selten ein so heftiges Gewitter so schnell kommen gesehen. Zum Glück war es nach ca. 30 Minuten auch schon wieder vorbei.
Das Zimmer von Vera und mir ist quasi nur ein Anbau, daher ist das Dach auch nur aus Wellblech. Ich hatte etwas Angst, dass es rein regnet, da ich wenige Tage vorher ein Loch im Dach provisorisch mit Panzertape geflickt habe... aber es hat gehalten =D. Es war nur unglaublich laut! Unser erstes Gewitter in Afrika. Ich denke das war eher ein harmloses, mal schauen ob das Dach beim nächsten auch hält.

Samstag war ein ruhiger, gemütlicher Tag. Aber es gab ein Highlight: Wir haben Pizza gemacht. Eine Lehrerin aus Veras und Max Schule hat uns die Tage Hefe und Mozarellascheiben mitgebracht. Tomatensoße, Mais und Ananas hatten wir noch vom letzten Einkauf da. Allerdings war das Ganze dann doch nicht so einfach, weil wir für 12 Leute Pizza machen sollten, es aber natürlich nur zwei Bleche gab. Außerdem ist der Ofen mindestens 20 Jahre alt, also ohne spezielle Einstellungen. Der wird einfach heiß. Fragt nicht wie, irgendwie haben wir es geschafft, dass am Ende alle Stücke halbwegs warm und vor allem lecker waren!

Am Sonntag waren wir auf einer Hochzeit eingeladen. Dafür mussten wir Mädels unbedingt ein Kleid oder einen Rock anziehen. Ist hier ganz wichtig, sobald es mit der Kirche zu tun hat. Das Taxi war für 10.00Uhr bestellt, die Feier ging aber schon um 9.00Uhr los. Im Endeffekt waren wir gegen 10.45Uhr am Ort des Geschehens. Die Feier fand in einem großen Zelt statt. Als wir ankamen saßen alle Leute schon in dem Zelt. Alle waren total glücklich, dass wir da waren und dankten Gott dafür. Uns wurden dann auch erst mal Stühle in die allererste Reihe gestellt! Eine alte Frau kam zu uns, schmiss sich vor uns auf den Boden und gab jedem die Hand. Das war etwas merkwürdig. Aber ansonsten war alles sehr festlich. Ich glaube es waren 6 oder 7 Pastoren im Zelt, die nacheinander einen Part übernahmen. Allerdings war alles sehr zwanglos. Zwischendurch stimmte immer wieder irgendjemand ein Lied an, in was alle Menschen einstimmten. Dabei standen alle auf und tanzten. Das mag ich an Afrika, alles ist so ungezwungen. Allerdings waren die Lobpreisungen auf Gott und das Wort der Bibel doch noch extrem konservativ. „Folgst du dem Wort der Bibel nicht, kommst du zu Satan und bist ein gebrochener Mensch!!“ und so was.
Wir haben erfahren, dass die Menschen hier nicht aus Liebe heiraten. Wenn ein Mann eine Frau toll findet, geht er zu seinem Pastor. Dieser wiederum geht zur Familie der Frau und diese kann dann entscheiden, ob sie den Mann heiraten will oder nicht. Wenn nicht, muss die Frau aber eine gute Begründung liefern. Und Sex vor der Ehe geht auch gar nicht. Ich denke die Einstellung haben aber nur noch die Menschen in ländlichen Regionen.
Nach dem offiziellen Teil gab es dann Essen. Übrigens ist hier jeder zur Hochzeit eingeladen. Wer kommen will kommt. Ich würde tippen, dass heute ungefähr 200 Leute da waren. Es gab zwei Möglichkeiten an Essen zu kommen: entweder man durfte von dem leckeren reichhaltigen Buffet im Zelt essen, oder man musste sich draußen in eine sehr lange Schlange stellen, um Pub (Maisbrei) und Chicken zu bekommen. Wir hatten die Ehre und durften von dem Essen im Zelt nehmen. So anders als unser tägliches Essen war das allerdings auch nicht. Reis, Pub, Kürbis, rote Beete, verschiedene Bohnensalate, Chicken und grüner Salat. Ist alles sehr lecker, aber wenn man das jeden Tag isst, wird’s irgendwann langweilig.
Nach dem Essen kamen auf einmal das Brautpaar mit den Brautjungfern und Männern aus dem Zelt getanzt. Das war ganz witzig. Die haben gesungen und getanzt und die Gäste standen am Rand und haben kräftig mitgesungen.
Gegen 13.30Uhr war das ganze Spektakel allerdings sehr schnell wieder vorbei und die Frauen haben angefangen ab zu schmücken. Obwohl noch alle Gäste da waren.

Wir wurden dann noch von einer Lehrerin aus der Grundschule zu sich nach Hause eingeladen. Sie wollte Vera unbedingt ein Chicken schenken. Man muss dazu sagen, dass Vera total Angst vor Vögeln und Hühnern hat! Sie war also nicht so begeistert. Die Lehrerin meinte daraufhin, dass sie das Huhn vorher schlachten will und wir können es dann abends grillen. Klasse. Im Haus der Lehrerin angekommen, wurde uns erst mal das 3 stündige Hochzeitsvideo von ihrem Sohn gezeigt. Das war eher langweilig und wir waren sehr froh, als nach ner guten Stunde endlich unser Taxi da war, um uns wieder nach Hause zu fahren. Bis jetzt haben wir noch kein Huhn bekommen, ich werde berichten.

Ach ja, ich hab meinen ersten Heiratsantrag bekommen. Den habe ich aber natürlich freundlich abgelehnt. War etwas zu alt der Gute... ;o)