Donnerstag, 22. Dezember 2011

Roadtrip auf afrikanische Art

Mama Clara schenkt den Waisenkindern aus dem Dorf jedes Jahr zu Weihnachten neue  Kleidung. Doch dieses Jahr wollte sie ihnen eine andere Freude machen: ein Ausflug. Sie fragte uns daher, ob wir auch mit kommen wollten. Einige Tage im voraus suchten Fredsen und ich nach möglichen Zielen für den Ausflug. Außerdem sollten wir nach einer günstigen Unterkunft schauen. Das erwies sich allerdings als schwierig, da wir Richtung Hazyview fahren sollten und das auf der Panoramaroute liegt, also totale Touri-Preise. Der Plan war also folgender: Erst mal losfahren und wenn sich was ergibt, gegebenenfalls auch übernachten.
Am Dienstagmorgen ging der Wecker schon um 4.45Uhr, weil wir ja den Tag ausnutzen wollten. Die Abfahrt war für 5.30Uhr geplant, aber wir haben mal wieder nicht bedacht, dass es 5.30Uhr nach AFRIKANISCHER ZEIT war. Los ging´s dann irgendwann nach 7.00Uhr... Überraschenderweise kam auch noch eine Lehrerin aus Veras und Max Schule mit ihren drei Kindern mit.

Auf dem Weg nach Hazyview kamen wir an einigen touristischen Attraktionen vorbei: den Potholes, Three Rondavels, einem Haus das aussieht wie ein Schuh, etc. Und natürlich konnten wir die ganze Zeit über die schöne Landschaft der Panoramaroute genießen.


Der Chief auf seinem Thron.
Erster richtiger Stop war dann das Cultural Village Shangana. Dort bekamen wir eine Führung. Wir haben den Chief getroffen, der angeblich immer noch mit seinen drei Frauen traditionell in dem Dorf wohnt. Bevor man eintreten durfte, musste man niederknien und um Erlaubnis bitten. Das Dorf bestand nur aus wenigen Hütten und der Dorfmitte. Unser Guide hat und einige Dinge über die Tradition der Shanganen erzählt. Z.b. dass auch hier jede Frau eine eigene Hütte bekommt. Die erste Frau bekommt die größte rechts vom Haus des Chiefs, die zweite Frau eine etwas kleinere links vom Chief. Die wichtigste Hütte ist allerdings die, der Mutter des Chiefs. An ihrer Tür hängen Knochen und Überreste der Vorfahren. Wenn sie stirbt wird sie in ihrer Hütte begraben. Die erste Frau wird von den Eltern des Chief ausgewählt. Wenn diese Frau dann irgendwann merkt, dass sie Hilfe bei der täglichen Arbeit braucht, sucht sie eine zweite Frau für den Chief aus.


Medizinmann mit seinen Heilmitteln.

Danach ging´s weiter zum Medizinmann. Der lebt etwas abseits in einer eigenen Hütte. Uns wurde gesagt, dass Männer jeden Alters zum Medizinmann auserwählt werden können, also auch schon kleinere Kinder. Unser Medizinmann war auch noch recht jung. Er hat uns einige Heilmittel gezeigt. Naja, auch wenn sie behaupten das Dorf wäre echt, sah es sehr gestellt aus, aber was soll´s. War trotzdem spannend. Ansonsten konnten man viele schöne Kunstwerke und Souvenirs kaufen.

Ich finde ich mache mich ganz gut...








Viele schoene Sachen, aber wohin damit?


Die Frauen haben eine spezielle Technik,
um diese Bastmatten zu machen.

Der Mittelpunkt des Dorfes.
Ich fand die beiden verschlungenen Baeume toll.
Ein weisser und ein schwarzer Baum.























Der Plan war eigentlich zu einer Tieraufzuchtstation zu fahren, aber aus unbekannten Gründen wurde der Plan geändert. Wir haben kurz bei den Elefant Wisperern gehalten. Da allerdings ein mal Elefantenreiten 80 Euro kostete und eine Stunde Elefanten sauber machen und betatschen auch viel zu viel, sind wir weiter gefahren. Wir haben uns dann ein ruhiges Schattenplätzchen zum Mittagessen gesucht. Dort gab´s Chickenteile, Toast und ein gekochtes Ei für jeden.

Es war nun ca. 13.00Uhr und wir wussten nicht mehr wo wir als nächstes hin fahren sollten (super Planung sag ich nur). Da wir mit einem Taxi und Connies Auto unterwegs waren, beschloss Connie los zu fahren und nach einer Unterkunft zu suchen! Warum auch immer, denn es war ja noch früh! Wir anderen sind in der Zwischenzeit zu Indana Adventures gefahren, wo man echt coole Dinge tun kann wie: Rafting, Klettern, Quad fahren, Paintball, Bogenschießen, Seilbahn über eine Schlucht und und und. Natürlich nur mit ausreichend Geld. Für eine Stunde Reiten wollten die zum Beispiel 35 Euro pro Person haben. Gut, wir Freiwilligen hätten uns das vielleicht leisten können, aber eben nicht die Waisenkinder. Ich weiß nicht was sich Mama Clara dabei gedacht hat: dass wir Spaß haben und die anderen zuschauen müssen!? Natürlich haben wir dann nichts gemacht, sondern haben ca. eine Stunde auf Connie gewartet. Aber wir wollen da auf jeden Fall nochmal irgendwann hin um Rafting und Paintball zu machen. =D


Gruppenbild mit Ponthso.

Irgendwann hat sich Connie gemeldet. Sie hat eine Unterkunft für 7,60Euro gefunden. Das kam mir gleich komisch vor, da ich nichts unter 25Euro pro Person gefunden hatte. Wir sind dort hin gefahren und es hat sich rausgestellt, dass wir zwei Räume mit 11 Betten kriegen könnten. Okeee wir waren aber 21 Leute plus Baby??? Zum Glück war der Hausherr sehr freundlich und hat sich glaubig gefreut, seine drei Sätze Deutsch auspacken zu können. Deshalb haben wir im Endeffekt drei Zimmer für den gleichen Preis bekommen. Die Unterkunft war wirklich sehr gemütlich eingerichtet. Überall waren Mosaiksteine und kleine Kunstwerke.

Nachdem wir zumindest unsere Füße im kleinen Pool gekühlt hatten, sind wir nochmal los, um einkaufen zu gehen. In Hazyview gibt es eine coole Mall, dort waren wir schnell noch was essen. Abends gab es dann Borreworst und Steak mit Pub und Brot. Strikte Reihenfolge: Erst die Kinder, dann die Männer und nachdem die Frauen die Arbeit gemacht haben dürfen sie auch irgendwann essen...
Das Beste an der Unterkunft war mit Abstand die BADEWANNE. Ein Traum von einer Badewanne, die war fast so groß wie der Pool!

Am nächsten Morgen ging´s dann mal wieder mit Verspätung los. Wohin war ungewiss. Wir haben in Sabie gehalten, ebenfalls ein Touriort. Dort sind wir in ein Museum über Forrest Industrie gegangen. War nicht so spannend, hat aber auch nur 50 Cent Eintritt gekostet. Weiter ging´s. Auf dem Weg haben wir uns Litschies gekauft. Die Litschies hier sind echt superlecker! Früchte generell.
Nächster Stop: Waterfall. In Gebiet der Panoramaroute gibt es total viele Wasserfälle, aber wir waren beim größten. Ein echtes Naturschauspiel. Und drum herum kam man sich vor wie im tiefsten Urwald. Nach dem Mittagessen ging´s dann wieder Richtung Kgautswane, da alle recht geschafft waren. Einen kurzen Halt haben wir noch an einem zweiten Wasserfall und in Pilgrim´s Rest gemacht, ein altes Goldgräberstädtchen. Dort konnte man viele alte Dinge kaufen. Da es allerdings angefangen hat zu regnen, sind wir schnell weiter gefahren.


Zwischendurch war der Trip zwar recht frustrierend, da Afrikaner einfach so langsam sind, das sagt selbst Mama Clara. Zwischendurch hieß es immer mal wieder: Julia (oder wahlweise Vera, Max, Amelie, Hannes, Frederike) geh bitte zum Auto und hilf Connie, sonst wird das heute nichts mehr. Ich denke wir sind einfach ein anderes Tempo gewohnt.
Aber im Großen und Ganzen war es einfach mal schön etwas anderes zu sehen. Wir wohnen eigentlich wirklich in einer sehr schönen Gegend, in der man sich viel ansehen kann, aber ohne ein Auto ist das echt schwer.
Außerdem hab ich einen neuen kleinen Freund gefunden: Surprise. Echt niedlich, versteht nur leider wenig Englisch.


Gruppenbild =D

Sonntag, 18. Dezember 2011

Weihnachtsbäckerei

Kleine Party anlässlich Fredsens Geburtstag.

Weihnachtsbäckerei!!!

Viele, viele Plätzchen...

Ich muss sagen, man wird richtig kreativ wenn man nur zwei Förmchen zur Verfügung hat =)

Fredsen, Amsel, Manuel, Versen, Hanisi, Julsen, Mäx
Sieben auf einen Streich. Einige sind schon schön braun...andere nicht.
Einige Highlights der afrikanischen Weihnachtsbäckerei. =) Und die Plätzchen sind soooo lecker!!!

Sonntag, 11. Dezember 2011

Einblick in die Traditionen Teil 2

Heute möchte ich euch etwas über die Mountain- School, oder auch Initiation- School erzählen. Ich muss dazu sagen, dass es nicht so einfach war Informationen darüber zu bekommen, denn diejenigen die dort waren reden nicht besonders gerne und offen über die Dinge die dort geschehen und die anderen, die nicht da waren wissen offensichtlich nicht genau Bescheid.
Ich selbst bin auf das Thema gestoßen, da in meiner Schule rund die Hälfte der Mädchen eine Art Brandmal auf der rechten Wange haben, einen Kreis.

Jedes Jahr im Juni gehen Jungen und Mädchen zu dieser ominösen Schule. Familien können mittlerweile selbst entscheiden, ob das Kind dorthin gehen soll oder nicht, denn es ist eine traditionelle, spirituelle Sache. Die Jungen gehen dazu wirklich in die Berge und bleiben dort so weit ich weiß einige Wochen von allem anderen separiert. Die Mädchen werden in ein bestimmtes Haus gebracht. In den Bergen wird den Jungen dann beigebracht was es heißt ein richtiger Mann zu sein. Sie lernen alles über ihre Traditionen, also auch traditionelle Tänze, die uns auch schon zum Besten gegeben wurden. Dabei springen sie etwas wild durch die Gegend, und stampfen mit aller Kraft auf den Boden. Ganz wichtig sind dabei die Laute, die sie von sich geben. Diese spezielle Art von Tanz ist auch nur dem männlichen Geschlecht vorbehalten. Was sie dort sonst noch lernen bleibt ein Rätsel. Fest steht allerdings, dass sie währenddessen beschnitten werden. Die Menschen, die dort waren, sind auch der festen Überzeugung, dass man schlimme Krankheiten bekommt, wenn man als Mann nicht beschnitten ist.

Die Mädchen werden von alten Damen unterrichtet. Ihnen wird beigebracht wie man eine anständige Frau ist. Dass heißt, wie man eine Familie versorgt, richtig kocht und was es heißt Respekt zu haben (ich habe übrigens ein anderes Verständnis von Respekt wie die Leute hier. Denn hier heißt Respekt schlicht und einfach alles zu tun, was die alten Leute von einem Verlangen. Eine eigene Meinung wird meistens nicht akzeptiert. Und dabei ist es egal um was es geht. Wenn gesagt wird „Der Himmel ist grün“ dann ist der Himmel grün und es wird auch von keinem bestritten. Das ist für mich kein Respekt, sondern eher Untergebenheit...). Ansonsten lernen auch sie die Traditionen kennen, was auch immer das heißen mag.
Ich habe gehört, dass die Mädchen früher ca. mit 18 zur Initiation-School gegangen sind, heutzutage gehen sie teilweise schon mit 12-13 dort hin. Mir wurde gesagt, dass die Eltern damit Teenagerschwangerschaften vermeiden wollen, denn die Mädchen wären alle frühreif. Für mich kein Wunder, wenn sie mit 10-12 eigenständig für ihre kleinen Geschwister sorgen müssen, weil die Eltern entweder in einer anderen Stadt arbeiten oder schon frühzeitig gestorben sind. Viele Kinder wachsen hier bei ihren Großeltern auf.
Auf jeden Fall werden die Mädchen, die zur Initiation- School gehen gebrandmarkt. Heute habe ich erfahren, dass auch die Mädchen beschnitten werden und das finde ich wirklich schlimm. Ich weiß zwar nicht wie weit und unter welchen Umständen das genau passiert, aber fest steht, dass kein Mädchen dem das passiert ist darüber reden will oder kann.

Ich würde schätzen, dass rund die Hälfte meiner Schülerinnen gebrandmarkt ist. Dass heißt die anderen gehen entweder noch dort hin oder deren Familien haben sich dagegen entschieden. Ich kann noch nicht so recht einschätzen, ob es Auswirkungen für eine Familie hat, wenn die Töchter nicht dorthin gehen. Mama Clara und Konnie halten davon zumindest nichts.